2007 haben Sie den renommierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft erhalten, 2008 wurde vom ZDF eine Dokumentation über Sie gedreht. 2018 folgte der Ernst-Hellmut-Vits-Preis, 2020 Emil-Fischer-Medaille für organische Chemie: Was wollen Sie in Zukunft noch erreichen?
Mich treibt das Neue an. Ich will Neues erforschen. Wenn wir in den nächsten zehn Jahren noch die Grundlagenforschung für eine Sache schaffen, aus der dann ein Impfstoff entsteht, dann bin ich glücklich. Das nächste große Thema sind Materialien aus Polysacchariden, langkettigen Zuckern. Das sind Materialien aus der Tiefsee, also meist Algen. Darüber ist materialmäßig sehr wenig bekannt. Wenn wir das verstehen, verstehen wir, wie extrem viel CO2 fixiert wird. Das wird ein großes Zukunftsthema. Mein Wunschtraum: dass wir alles oder sehr vieles durch nachwachsende Rohstoffe abdecken. Ich stelle mir vor, dass es irgendwann, basierend auf nachwachsenden Rohstoffen, Materialien geben wird, die wir als Werkstoffe einsetzen können: Cellulose, die härter ist als Stahl. Dann könnten wir aus dem Rohstoff Holz Materialien gewinnen, die so fest und robust sind, dass sie im Bau den Stahl ersetzen. Ich wünsche mir eine grüne Wirtschaft, die von Chemiker*innen vorangetrieben werden kann. Da ist eine unfassbare Wertschöpfung möglich, mit der wir viel gegen den Klimawandel tun können. Das sind meine Vorhaben für die nächsten 15 Jahre. Da freue ich mich schon drauf.
Herr Prof. Dr. Seeberger, wir danken Ihnen für das Gespräch!