Herr Kubatzki, in Deutschland gibt es bereits erste Studiengänge zum Thema Klima. Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am CLEWS, dem internationalen Masterprogramm „Climate, Earth, Water, Sustainability“? Und was können die Studierenden erwarten?
Der Klimawandel ist das drängendste Thema unserer Zeit, wenn nicht sogar unseres Jahrhunderts. Wir brauchen hier Expertinnen und Experten, die das Thema in seiner Komplexität verstehen und später gesellschaftlich wirken können. Genau das bietet CLEWS. Es ist aus meiner Sicht ein sehr hochkarätiges Programm. Wir arbeiten mit renommierten Forschungseinrichtungen zusammen, die weltweit eine beachtliche Reputation haben. Geleitet wird der internationale Studiengang von dem Institut für Umweltwissenschaften und Geographie und dem Institut für Physik und Astronomie der Universität im Potsdam Science Park. Hinzu kommen unsere Kooperationen mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) sowie dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Dementsprechend hochkarätig sind auch die Lehrenden. Professor Axel Bronstert, Professorin Ricarda Winkelmann und Professor Stefan Rahmstorf sind nur drei Beispiele.
Die Voraussetzungen, um am Masterprogramm teilzunehmen, sind recht strikt. Studienkenntnisse der Naturwissenschaften sind quasi Pflicht. Warum?
Die Studierenden müssen gewisse Module und Leistungspunkte in den Bereichen Physik, Mathematik und Umweltwissenschaften nachweisen. Das ist wichtig und notwendig. Im Master of Science CLEWS geht es insbesondere um die quantitative Umweltforschung. Die Studierenden lernen z.B. die Interaktionen und Prozesse des Klima- und Erdsystems und die Folgen von Änderungen der Umwelt auf regionale Wassersysteme genau zu verstehen und setzen sich in diesem Zusammenhang auch mit mathematisch-physikalischen Gleichungen auseinander. Der Umgang und die Modellierung von Umwelt-Datensätzen ist ein methodischer Schwerpunkt des Studiums. Das Modellieren erlaubt Umweltprozesse nachzubilden und in die Zukunft zu projizieren. Das ist besonders wichtig, um potenzielle Entwicklungen frühzeitig erkennen und rechtzeitig handeln zu können.
Wie wurde der neue Studiengang angenommen?
Die Resonanz war wirklich überwältigend. Rund 500 Bewerbungen hatten uns bereits für das erste Semester erreicht. Wir erhielten Unterlagen aus der ganzen Welt, unter anderem aus Pakistan, China, Indonesien, Bangladesch, Iran, Türkei, Israel, Ghana, Marokko, der EU und Deutschland sowie sehr viele Bewerbungen aus Indien. Ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Jahr diese Resonanz sogar noch übertreffen werden.
Wie viele Bewerber konnten das Studium dann tatsächlich beginnen?
Wir hatten von Anfang an das Ziel, eine kleine Gruppe mit sehr leistungsmotivierten Studierenden zu bilden. Insgesamt haben sich jetzt 25 Studierende eingeschrieben. Was mich besonders freut: Der Anteil von Männern und Frauen ist relativ ausgeglichen.
Der Studiengang ist thematisch sehr breit angelegt. Für welche Berufe und Berufsgruppen werden die Studierenden hier vorbereitet? Und wie schätzen Sie die Arbeitsmarktchancen ein?
Der Klimawandel und die damit verbundenen Änderungen der Umwelt sind zentrale Themen unseres Jahrhunderts. Wir brauchen Menschen, die im Detail verstehen, welche Prozesse dahinter wirken, und als Experten und Expertinnen in verschiedenen Bereichen tätig werden. Generell ist der Studiengang hervorragend geeignet, um in die Forschung zu gehen. Das liegt auch an unseren engen Kooperationen. Die Chancen sind gut, an der Universität Potsdam oder am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung oder dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung im Anschluss eine Doktorarbeit zu schreiben und zu arbeiten. Darüber hinaus gibt es vielfältige Berufsperspektiven, z.B. in NGOs, in Unternehmen mit Umweltbezug oder in Umwelt-Behörden. Der Bedarf an Fachleuten im Klima- und Umweltschutz wird weiter anwachsen.
Sie sind Projektkoordinator für das Studienfach. Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Ich bin im Prinzip die zentrale Anlaufstelle für alles, was uniintern und uniextern im Zusammenhang mit CLEWS passiert. Ich beantworte die vielen Anfragen von Studieninteressierten und berate und unterstütze unsere Studierenden. Ich helfe bei der Erstellung der Stunden- und Lehrpläne in enger Absprache mit allen Lehrenden und Studierenden und bin die zentrale Ansprechperson für die Universitätsverwaltung, die einzelnen Fächer und unsere Partnerinstitutionen. Ich kümmere mich um das Marketing, die Überarbeitung von Flyern, schreibe Texte für die Homepage und beantworte Medienanfragen. Zudem wirke ich bei der Neukonzeption und Evaluation der Module mit, unterstütze die Studienkommission und berate den Prüfungsausschuss bei der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber. Es ist eine spannende und vielseitige Aufgabe, einen neuen Studiengang zum Laufen zu bringen.
Sie selbst gehören zum Fachbereich Umweltwissenschaften und haben unter anderem Böden in Brasilien untersucht. Was treibt Sie an?
Ich freue mich sehr, im Bereich der Umweltwissenschaften wirken zu können. Es erfüllt mich, an etwas teilzuhaben, mit dem ich unsere Welt ein Stück besser machen kann. Ich arbeite gerne an der Universität. Die Schnittstelle zwischen Studierenden, Lehrenden und Forschenden zu sein, ist spannend. Die internationalen Studierenden bringen Lebendigkeit und erfrischende Neugierde mit. Die Dozierenden haben sehr viel Fachwissen und es macht Spaß, auf solch hohem Niveau zusammen zu arbeiten. Ich kann mitwirken an etwas, das gerade im Entstehen ist und die intrinsische Motivation aller Beteiligten deutlich spüren.
2005 waren Sie Student in Potsdam, heute sind Sie Studiengangskoordinator. Wie haben Sie den Wandel des Standorts Golm und des Potsdam Science Parks in diesen mehr als fünfzehn Jahren erlebt?
Der Potsdam Science Park hat sich hervorragend entwickelt. Wir haben einen modernen Campus und eine freundliche Atmosphäre. Immer mehr Studierende aus dem Ausland zieht es nach Potsdam-Golm. Auch die Bahnanbindung ist spürbar besser geworden. Die Stimmung intern ist sehr positiv. Man hilft sich gegenseitig. Auch ich habe nach wie vor viele Fragen, und es gibt immer jemanden, der hilft.
Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile des Standorts? Wie erleben Sie die Zusammenarbeit zwischen der Universität und den anderen Forschungseinrichtungen?
Aus meiner Sicht bietet die Wissenschaftsstadt Potsdam einen der besten Forschungsstandorte für Umwelt- und Klimawissenschaften in Europa. Die Arbeitsbedingungen sind hervorragend. Wir finden hier zahlreiche Kompetenzen gebündelt. Vielen ist gar nicht bewusst, wie viele hochkarätige Forschungszentren es in Potsdam gibt. Nehmen wir den Forschungsschwerpunkt Erd- und Umweltsysteme an der Universität hier im Potsdam Science Park oder die Institute auf dem Telegrafenberg, wo das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, das Deutsche Geoforschungszentrum und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ihren Sitz haben. Allesamt sind weltweit bekannt. Bundespräsident Steinmeier war kürzlich da, Greta Thunberg auch. Dort arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in Glasgow an der Weltklimakonferenz teilnahmen und bei uns im Institut lehren. Wir versammeln hier also international renommierte Forscherinnen und Forscher. Das ist eine besondere Stärke von CLEWS.
Herr Kubatzki, wir danken Ihnen für das Gespräch.