3 Fragen an QMEDIS – „Wir arbeiten am 2D-Druck von Medikamenten“

Ab Januar 2022 werden viele neue Unternehmen und Forschungsgruppen ins neu gebaute H-LAB im Potsdam Science Park einziehen. Dazu gehört QMEDIS Analytics, ein Auftragslabor, in dem Arzneimittel nicht nur analysiert, sondern auch entwickelt werden. Dr. Dennis Stracke gibt einen Einblick in die Arbeit des Labors und erklärt, wie Arzneidrucker die Branche revolutionieren könnten.

Herr Dr. Stracke, Auftragslabore gibt es viele. Was hat Sie dazu bewogen, dennoch ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Seit über zehn Jahren leite ich in der MediosApotheke an der Charité die Abteilung Neurologie und Seltene Erkrankungen. Mein Team und ich haben uns darauf spezialisiert, Patient:Innen mit neurologischen, aber auch seltenen Erkrankungen pharmazeutisch zu betreuen und zu versorgen. Ebenso sind wir sehr darauf fokussiert, neue Rezepturarzneimittel zu entwickeln, um Versorgungslücken zu vermeiden. 2020 gab es beispielsweise Lieferengpässe bei einem Medikament für Blutgerinnungsstörungen. Wir haben den Wirkstoff besorgt, eine Rezeptur im Apothekenlabor entwickelt und konnten so die Patient:innen weiterhin versorgen. Ähnliches ist uns bei einem Medikament für ALS-Patient:innen gelungen. ALS ist eine seltene Nervenkrankheit und vor allem durch den weltberühmten Astrophysiker Stephen Hawking bekannt. Bei fortgeschrittener Erkrankung haben die Patient:innen häufig das Problem, dass der Speichel nicht ausreichend abfließt. Wir haben ein Spray entwickelt, mit dem die Speichelproduktion reduziert wird. Durch diese positiven Erfahrungen kam uns vor einem Jahr die Idee, zu sagen: Warum professionalisieren wir uns auf diesem Gebiet nicht weiter? Über die Feiertage fiel dann die Entscheidung: Wir gehen jetzt diesen herausfordernden Weg und fokussieren uns auf die Analytik und Entwicklung von Arzneimitteln. Neben meiner Tätigkeit in der MediosApotheke freue ich mich nun, schwerpunktmäßig meinen neuen Herausforderungen als Geschäftsführer der QMEDIS Analytics nachzukommen.

Wo sehen Sie das Innovationspotenzial von QMEDIS Analytics?

Zum einen arbeiten wir mit hochmodernen Analyseverfahren – zum Beispiel der Nahinfrarotspektroskopie (NIRS). Dabei handelt es sich um Analysegeräte von der Größe einer Stereoanlage, mit denen man zerstörungsfrei Substanzen identifizieren oder die Konzentrationen von Wirkstofflösungen bestimmen kann. Darüber hinaus bieten wir eine sehr große Bandbreite an analytischen Dienstleistungen an, die insbesondere auf spektroskopische und chromatographische Analysemethoden basieren. Unser größtes Innovationspotenzial sehe ich allerdings bei der Arzneimittelentwicklung. Hier arbeiten wir zum Beispiel an einem Verfahren zum 2D-Druck von Medikamenten. 2D-gedruckte Arzneimittel kann man sich im Endergebnis wie Esspapier vorstellen, das man bei Anwendung unter die Zunge oder Wangeninnenseite der Mundhöhle legt. Dabei wird der Wirkstoff schon im Mund freigesetzt und über die Mundschleimhaut aufgenommen. Diese besondere Art der Arzneiform hat zum einen den Vorteil, dass wir sie für Patient:innen individuell herstellen können – ähnlich wie Kapseln. Zum anderen aber ist die Einnahme deutlich leichter und bietet für Patient:innen mit Schluckbeschwerden oder Kinder viele Vorteile. Des Weiteren arbeiten wir auch an Arzneiformen auf Cannabis-Basis, die unter anderem Schmerzen oder andere Symptome lindern können.

 

Warum haben Sie sich in der Metropolregion Berlin-Brandenburg für den Potsdam Science Park als Hauptstandort des Labors entschieden?

Als Analytik- und Entwicklungslabor benötigen wir eine gewisse Größe, damit unser Team exzellent arbeiten kann. Über die Firma, die unser Labor errichtet hat, sind wir auf das H-LAB im Potsdam Science Park aufmerksam geworden und waren direkt begeistert. Das hatte mehrere Gründe. Erstens: Das Umfeld ist wirklich außergewöhnlich. Wir haben mit den Fraunhofer- und den Max-Planck-Instituten erstklassige Forschungseinrichtungen von Weltrang vor Ort. Zweitens: Der Potsdam Science Park hat eine sehr gute Verkehrsanbindung und ist auch für unsere Kolleginnen und Kollegen aus Berlin sehr gut zu erreichen. Und auch die Zukunftsaussicht war entscheidend. Wir sehen, dass sich hier in den nächsten Jahren wahnsinnig viel tun wird. Es werden sich noch zahlreiche weitere Firmen ansiedeln, vermutlich auch aus dem Pharmabereich. Das ist für unsere Kooperationsmöglichkeiten und Auftragslage natürlich enorm attraktiv. Wir haben also mit dem H-LAB einen für uns optimalen Standort gefunden und freuen uns schon sehr, dort im Januar 2022 unser neues Labor beziehen zu können.

 

Herr Dr. Stracke, wir danken Ihnen für das Gespräch.