biocyc hat als erstes Biotech-Unternehmen im PSP ein neues Gebäude gebaut
Antikörper für die Krebsdiagnose | Die Firma biocyc hat als erstes Biotech-Unternehmen im Potsdam Science Park ein neues Produktionsgebäude gebaut – und eröffnet im Oktober. Wer vom Bahnhof Golm auf den Potsdam Science Park zuläuft, dem fällt ein weißer Kubus mit hellgrauen Fensterbändern ins Auge. Bei dem Gebäude handelt es sich um den ersten Neubau eines inhabergeführten Biotechnologieunternehmens auf dem Areal: die Firma biocyc, die Mittel zur Krebsdiagnose herstellt.
Der Viergeschosser liegt in direkter Nachbarschaft zum GO:IN, wo außer dem Standortmanagement des Potsdam Science Park auch Startup-Gründer:innen ein und ausgehen.
Alexander Gorczyza, Geschäftsführer des Familienunternehmens biocyc, hatte hier bislang seine Räume und somit die Baufortschritte stets im Blick. Der Umzug steht im Oktober an – räumlich gesehen ein Katzensprung, doch „eine große Herausforderung, so ein Projekt zu stemmen,“ bemerkt Gorczyza. Der 39-Jährige erweitert die Betriebsfläche dadurch auf rund 1600 Quadratmeter. Und auch die Zahl von derzeit 20 Angestellten werde sich zukünftig vergrößern.
1997 hatten seine Eltern in Luckenwalde die biocyc gegründet, um Proteine, die sie zunächst an pharmazeutische Unternehmen vertrieben, nun selbst synthetisch herzustellen. Mit Erfolg: Die Firma eröffnete später einen zweiten Standort in Potsdam-Golm. Als der Betrieb schließlich aus allen Nähten platzte, halfen einige Großaufträge der Familie, den Neubau, der seine Wärme zu 70 Prozent aus Erdwärme bezieht und zur Rückseite hin erweiterbar ist, zu finanzieren. Unterstützung erhielt das Unternehmen zudem von der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB). Vom Versorgungstrakt im Erdgeschoss gelangt man in eine Büro- und zwei weitere Laboretagen. Dort stellt biocyc etwas Besonderes her: monoklonale, passgenaue Antikörper aus Kaninchenblut.
Europaweit der einzige Hersteller von monoklonalen Kaninchen-Antikörpern zur Krebsdiagnostik
„Standard weltweit ist, Antikörper aus der Maus zu gewinnen“, erklärt der Biotechnologe Gorczyza. Das Immunsystem des Kaninchens sei jedoch wesentlich komplexer als das der Maus, wodurch Antikörper gegen Strukturen gebildet werden können, die für das Immunsystem der Maus unsichtbar wären. Antikörper aus dem Kaninchen tragen somit zu einer deutlich besseren Krebsdiagnostik bei. Vor vier Jahren hatte er mit seinem Team die Technologie, für die das Blut des Tieres nur einmalig benötigt wurde, dann hinreichend entwickelt.
Die Antikörper sind begehrt. Lässt jemand etwa beim Hautarzt ein auffälliges Muttermal untersuchen, wird eine Gewebeprobe entnommen, in der Pathologie in Paraffin gegossen und in hauchdünne Scheibchen geschnitten. „Auf diese wird im Labor der Antikörper aufgebracht, den wir entwickelt haben. Unterm Mikroskop lässt sich je nach Anfärbung erkennen, ob das Gewebe gut- oder bösartig ist“, sagt Gorczyza. „Wir sind europaweit der einzige Hersteller von monoklonalen Kaninchen-Antikörpern zur Krebsdiagnostik. Statt unsere Produktion in die USA oder nach China auszulagern, stellen wir in Potsdam-Golm [im Potsdam Science Park] her und liefern weltweit an Krankenhäuser mit pathologischen Instituten.“
Die Standortwahl war nicht zufällig.
Die Standortwahl war nicht zufällig. „Weil es für uns als Biotech-Unternehmen entscheidend ist, Netzwerke aufzubauen, Symbiosen und Kooperationen mit anderen Unternehmen anzuschieben“, habe er sich für Potsdam-Golm entschieden, sagt Gorczyza. „Der Potsdam Science Park bietet hier viele Möglichkeiten mit der Uni Potsdam, den Max-Planck- und Fraunhofer-Instituten.“ Auch die gute Verkehrsanbindung sei ein Plus: „Vom Flughafen BER bis zum Bahnhof Golm braucht es nur 26 Minuten.“
Auch Agnes von Matuschka freut sich über den Neubau: „Wir arbeiten seit Jahren mit der Landeshauptstadt darauf hin, dass Flächen für die Ansiedlung von Unternehmen geschaffen werden“, sagt die Geschäftsführerin des Standortmanagement im Potsdam Science Park. Der Neubau von biocyc sei ein wichtiges Signal: „Dass sich nun ein starkes Familienunternehmen mit der Investition in Grundstück, Gebäude und Mitarbeiter:innen langfristig für den Standort entschieden hat, ist großartig.“
Text: Isabel Fannrich | Dieser Artikel ist am 8. September 2023 in der Sonderbeilage „WISSENSCHAFT IM ZENTRUM“ von proWissen Potsdam e.V. in Potsdamer Neuste Nachrichten/Tagesspiegel erschienen.
Weiterführende Links