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Maximilian Rank © Maximilian Rank, 2025

3 Fragen an Aury: »Wir wollen einen nachhaltigen Beitrag für die psychische Gesundheit leisten«

Stress oder Sorgen im Alltag hat jeder Mal. Die KI-basierte App Aury hilft dabei, Wege herauszufinden. Das Entwickler:innenteam will sie künftig als Medizinprodukt zertifizieren lassen, um auch bei ernsthaften psychischen Problemen wie Depressionen digitale Unterstützung anbieten zu können. Aury-CEO Maximilian Rank spricht darüber, warum KI die Lösung für die große Nachfrage im Bereich der psychologischen Beratung sein könnte und wie Aury sich durch eine technologische Entscheidung einen Vorsprung auf dem Mental Health-Markt verschaffen konnte.

Herr Rank, Ihre KI-basierte App Aury bietet psychologische Beratung per Chat an. Wie weit reicht die Hilfe, wenn man sich mit einem Problem an sie wendet?

Im Moment ist Aury noch für gesunde Menschen gedacht, die keine diagnostizierte Krankheit haben, aber belastet sind durch Konflikte und Stress im Alltag. Aury hilft ihnen zu erkennen, wo die eigenen Schmerzpunkte liegen, und bietet eine strukturierte Beratung und Übungen an, um sie zu lindern. Es funktioniert ein bisschen, wie bei einer Sitzung mit einem menschlichen Coach oder einer Therapeutin. Man geht mit einem Problem rein und begibt sich auf eine Reise. Aury nimmt einen an die Hand und entwickelt eine Agenda für zukünftige Sitzungen, um das Problem zu bearbeiten. Psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen kann man mit Aury derzeit noch nicht besprechen. Mit der Health and Medical University in Erfurt haben wir ein Safety Framework entwickelt, die den Gesprächsverlauf beobachtet und im Zweifelsfall an niedergelassene Psycholog:innen verweist. Unser Ziel ist aber, künftig auch jenen zu helfen, die eine Krankheitsschwelle überschreiten und Aury als App für den psychotherapeutischen und klinischen Bereich anzubieten. Daran arbeiten wir derzeit.

Mit Aury reagieren wir auf eine riesige Angebotslücke im Bereich der psychologischen Beratung. Seit 2000 sind die psychischen Symptomatiken als Grund für Arbeitsunfähigkeitstage um 150 bis 160 Prozent angestiegen. Angesichts der Kostendiskussion, die wir im Gesundheitswesen führen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir künftig das Doppelte an Kassensitzen für Psychotherapeut:innen haben werden. Aury soll hier eine Lösung bieten. Im Moment nutzen die Menschen millionenfach Chat GPT, um ihre Probleme zu besprechen. Wir arbeiten daran, dass es eine sichere, kompetente KI-Lösung auf der Grundlage von Fachwissen gibt. Dafür nutzen wir eine Datenbasis mit psychologischem Wissen, die wir kuratieren und ergänzen. Wir haben ein wissenschaftliches Advisory Board, das sein Fachwissen einbringt. Dadurch stellen wir sicher, dass die KI Menschen mit Problemen sinnvoll unterstützt.

Wie ist Aury entstanden und wo soll die App in ein paar Jahren stehen?

Im Gründungsteam sind wir drei Leute, Saskia Fester, eine sehr erfahrene Klinische Psychologin, die unsere Produktentwicklung steuert, Robert Wasenmüller, der die technische Verantwortung übernimmt, und ich als CEO. Wir haben alle drei lange im Health Tech-Bereich gearbeitet. Als Chat GTP vor zwei Jahren so richtig ins Laufen kam, war für uns klar: jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um KI für psychologische Beratung zu nutzen und ein verantwortungsvolles Produkt zu entwickeln.

Nach unseren ersten Experimenten mit Large Language Models haben wir beschlossen, stattdessen Multi LLM-Ansätze zu verfolgen, wahrscheinlich als erste im Mental Health-Bereich. Dabei arbeiten mehrere KI-Modelle wie eine Orchestergruppe zusammen und jedes übernimmt andere Aufgaben. So hat man irgendwann einen Strauß an verschiedenen Modellen, die miteinander interagieren – live während der Sitzung und auch danach, um die nächste Sitzung vorzubereiten. Dieser Ansatz hat in den letzten anderthalb Jahren sehr viel Zuspruch bekommen. Wir hatten das Glück, ihn sehr früh zu wählen und sind deswegen jetzt wohl ein paar Schritte voraus.

Im Moment ist unsere Betaversion, die über WhatsApp läuft, noch kostenlos. Ab dem Jahreswechsel 25/26 wird es eine Vollversion als App geben. Wir hoffen, dass wir Aury als Krankenkassenleistung direkt an die Menschen bringen können, zuerst als zertifiziertes Präventionsprodukt, das man rückwirkend bezahlt bekommen kann, später dann als zertifiziertes Medizinprodukt. Im besten Fall wird Aury in drei Jahren europaweit, vielleicht schon weltweit, eingesetzt, um Gesunden und Kranken Unterstützung zu bieten, sowohl eigenständig als auch therapiebegleitend, also Hand in Hand mit menschlichen Therapeut:innen. So wollen wir einen nachhaltigen Beitrag für die psychische Gesundheit leisten.

Warum hat das Aury-Team entschieden, die nächste Stufe des Firmenwachstums im Potsdam Science Park anzugehen?

Es greifen hier viele Zahnräder ineinander, um die Unternehmenslandschaft und Innovationen zu fördern. Wir haben das Gefühl, dass das Land Brandenburg und die Stadt Potsdam wirklich Interesse daran haben, dass wir hier erfolgreich sind. Das spüren wir zum Beispiel durch eine sehr ausgeprägte Förderlandschaft. Wir haben gerade mehrere Anträge am Laufen – zusätzlich zu unserer Finanzierung durch ein Angel-Konsortium.
Auch das Standortmanagement des Potsdam Science Park kümmert sich intensiv um die hier ansässigen Unternehmen. Wir hatten immer eine Ansprechpartner:in, die uns durch die Förderlandschaft und zu den richtigen Kontakten geführt hat. Für uns ist es unglaublich hilfreich, diese Art der Unterstützung zu bekommen. Die geförderten Büroräumlichkeiten hier im GO:IN, die Veranstaltungen und Beratungsgespräche sind für uns Gold wert, weil wir gar nicht die Ressourcen hätten, so etwas selbst zu organisieren. Sobald wir unsere Technologie als zertifiziertes Präventionsprodukt auf den Markt bringen, können wir unser Team hier wachsen lassen, um weiter an unserer Technologie zu schrauben. Ich wünsche mir für Aury einen stabilen Wachstumspfad in Brandenburg.

Weitere Informationen finden Sie auf der Aury-Website.

Die Projekte der Standortmanagement Golm GmbH im Potsdam Science Park werden kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Brandenburg.

 

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