3 Fragen an Vragments – »Häufig setzen wir da an, wo unternehmensinterne IT-Abteilungen an ihre Grenzen stoßen«

Virtual Reality gilt als eines der Trendthemen unserer Zeit. Ein Unternehmen, das mit innovativen Lösungen wie unter anderem VR die Digitalisierung von Unternehmen vorantreibt, ist Vragments. Mit immersivem Storytelling und Projekten wie dem virtuellen Modell des BER sind sie gestartet, in Zukunft wollen sie sich stärker auf die Beratung bei Transformationsprozessen der Industrie 4.0 fokussieren. CEO Prof. Dr. Linda Rath erklärt, was ihre Ziele sind, welche Ansätze sie verfolgen und warum der Potsdam Science Park der ideale neue Standort für ihre Arbeit ist.

Frau Prof. Rath, Virtual Reality ist ein Thema, das mit vielen Hoffnungen verbunden ist und mehr seinen Einzug in die Gesellschaft findet. Was genau ist Ihr Ansatz und warum haben Sie Vragments gegründet?

Eigentlich begann alles im Jahr 2015 bei einem Meetup zum Thema Virtual Reality. Dort waren unter anderem mein Mitgründer Stephan Gensch und ich. Wir waren so beeindruckt von dem, was uns da gezeigt wurde, dass wir dachten: Das wollen wir auch umsetzen. Wir haben uns daraufhin mit dem Datenjournalisten Lorenz Matzat zusammengetan und erste Projekte entwickelt. Der Startschuss war gewissermaßen ein VR-Rundgang durch den BER, der vom RBB und der Deutschen Welle kofinanziert wurde. Die Resonanz war überwältigend, das Interesse an unseren Leistungen und Angeboten ist danach deutlich gewachsen. So wurde alles größer, wir haben uns zum Beispiel an einem Coding-Wettbewerb beteiligt, der es Mediziner:innen ermöglichen sollte, durch den digitalen Zwilling einer Lunge zu fliegen, Krebszellen ausfindig zu machen und diese zu eliminieren. In einem anderen Projekt haben wir in Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Kultur ein VR-Erlebnis über Verhörmethoden des ehemaligen DDR-Geheimdienstes der Staatssicherheit geschaffen. Dieser Ansatz hat sehr gut funktioniert und uns dabei geholfen, schnell nötige Fördermittel zu erhalten. So konnten wir unsere Plattform Fader etwa mithilfe eine Kofinanzierung durch Googles DNI Fund aufbauen. Aktuell hat sich unser Geschäftsmodell gewandelt, weil wir gesehen haben, dass Virtual Reality nur dann funktioniert, wenn ein Unternehmen das Fundament für eine Digitalisierung bereits gelegt hat.

Auf welche Probleme sind Sie genau gestoßen, wenn Sie Virtual Reality Projekte umsetzen wollten?

Oft sind es Kleinigkeiten, die aber viel ausmachen. Mitunter werden Aufträge bei kleineren Unternehmen noch auf Papier bearbeitet. Oder: Die Auftragsplanung läuft mit Systemen, die nicht miteinander verbunden sind. Man arbeitet mit Excel-Tabellen, in denen Aufträge abgearbeitet werden, aber schafft sich gleichzeitig Informationssilos, weil die Tabelle nicht in Prozesse eingebunden ist. Es fehlen teilweise Berechtigungen, Verantwortlichkeiten, Schnittstellen. Dann hat man eine Datendigitalisierung, aber keine Prozessdigitalisierung. Häufig setzen wir deshalb da an, wo unternehmensinterne IT-Abteilungen an ihre Grenzen stoßen oder Standard Software-Lösungen für die individuellen Anforderungen eines Betriebs nicht flexibel oder praktikabel genug sind. Das Beispiel eines Brunnens zeigt vielleicht sehr gut, wo wir hinwollen. Da arbeiten wir aktuell an einem Projekt mit einem Versorgungsunternehmen in Deutschland. Ein Brunnen ist zunächst oft ein Datenobjekt mit Daten wie Namen, Größe, Standort etc. Wir wollen ein 3D-Modell von einem Brunnen erstellen, einen digitalen Zwilling, der genau ein Abbild des realen Objektes ist. Das möchten wir mit Informationen verbinden, damit die Leute vor Ort direkten Zugriff auf alle Daten und Informationen haben. Meine Mitgründer:innen und ich wollen unseren Kundinnen und Kunden dabei helfen, mit unserem Know-how und digitalen Mitteln ganz neue und bessere Lösungen zu finden, als sie es gewohnt sind. Das treibt uns an. Es ist uns wichtig, mit unseren Auftraggeber:innen im persönlichen Austausch zu stehen und eng mit ihnen zu kooperieren. Wir wollen wirklich verstehen, was sie brauchen und dann mit ihnen gemeinsam passgenau die beste Lösung entwickeln.

Seit Mai 2022 haben Sie Ihr neues Büro im Innovationszentrum GO:IN 2 im Potsdam Science Park bezogen. Was hat Sie zu dieser Entscheidung beworben und welche Vorteile bietet Ihnen aus Ihrer Sicht der neue Standort in Potsdam?

Für uns spielten da mehre Faktoren eine Rolle. Zunächst einmal war uns das Büro im Rechenzentrum der Kunst- und Kreativhaus Stiftung SPI zu klein, weil wir neues Personal eingestellt haben. Das GO:IN 2 hat uns für unseren Wachstumskurs spannende Perspektiven geboten. Ein weiterer Grund: Wir sind davon überzeugt, hier ein spannendes thematisches Umfeld für neue Projekte und Aufträge zu finden. Die Tatsache, dass hier sowohl junge Unternehmen also auch Forschungsabteilungen großer Unternehmen angesiedelt sind, sehen wir als unschlagbaren Wettbewerbsvorteil. Und wir sind hier, um die vielen Events vor Ort wahrzunehmen und die vielen jungen, kreativen und forschenden Köpfe der Region kennenzulernen und mit ihnen zu kooperieren. Der Potsdam Science Park passt also ideal zu unserem Wachstumskurs und unserem Plan, stärker Kund:innen im Bereich Industrie 4.0 zu bedienen.

Frau Prof. Rath, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Dieser Blog und die Projekte der Standortmanagement Golm GmbH im Potsdam Science Park werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Brandenburg finanziert. Bildnachweis: Linda Rath © Causalux Fotografie

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