Die Sprachschule im Potsdam Science Park – kompakte Kurse, viel Leidenschaft

Im Potsdam Science Park arbeiten Menschen aus der ganzen Welt zusammen. Die Sprachschule des Potsdam Science Park bietet ihnen seit 2010 die Möglichkeit, hier Deutsch als Fremdsprache und Englisch zu lernen. Die Teilnehmenden profitieren dabei von kleinen Gruppen und exzellenten Betreuungsmöglichkeiten.

Pünktlich um 11:30 Uhr wählt sich Vsevolod in Zoom ein. Er trägt ein weinrotes Poloshirt, im Hintergrund ist ein Poster, das die Umlaufbahnen eines Planeten zeigt. Normalerweise beschäftigt sich Vsevolod, der ursprünglich aus Russland kommt, am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) mit Gammastrahlenexplosionen im Weltall. Heute lernt er online deutsche Vokabeln und grammatikalische Feinheiten wie etwa den Imperativ von aufstehen. Kay Wishöth, der Deutschlehrer des Kurses, fragt ihn, was er am Wochenende getan hat. Vsevolod übt nun, auf Deutsch zu erklären, dass er mit seinem Rad durch Potsdam gefahren ist, gerne Piano spielt und Sprachen lernt. Zusammen mit Evgeny aus Russland und Félix-Louis und Claire aus Frankreich lernt er in der Sprachschule des Potsdam Science Park Deutsch als Fremdsprache. Sie alle eint der Wunsch, über die Sprache neue Menschen kennenzulernen und besser kommunizieren zu können – und sei es, um mit Vermieter:innen, die nur Deutsch sprechen, einige Absprachen zu treffen.

Die Sprachschule im Potsdam Science Park: kleine Kurse, viel Begeisterung

Seit 2010 gibt es die Sprachschule im Potsdam Science Park. Neben den Kursen für „Deutsch als Fremdsprache“ können Interessierte auch Englischkurse belegen. Laut Carolin Schneider, Leiterin der Sprachschule, sind beide Sprachen gleichermaßen gefragt. Insgesamt laufen derzeit 30 Kurse parallel (Stand: Mai 2022). Die Angebote richten sich dabei sowohl an Einsteiger:innen als auch an Fortgeschrittene. Die Einstufung erfolgt dabei durch einen schriftlichen und mündlichen Test, den man nach der Online-Anmeldung durchführen muss. Zur Zielgruppe gehören dabei alle, die im Potsdam Science Park arbeiten. Die Kosten werden dementsprechend von den Instituten oder Organisationen übernommen. Zu den Vorteilen des Angebots gehört es, dass die Lerngruppen sehr klein sind. In der Regel liegt die Zahl der Teilnehmer:innen bei sechs Personen. Für jede Stufe von A1 bis C2 gibt es vier Module, ein Kurs dauert neun Wochen – mit vier Unterrichtseinheiten á 45 Minuten pro Woche. Aus Sicht von Englischdozentin Jin Choi haben diese Lerngruppen viele Vorteile: „Man kann die Unterrichtseinheiten besser individualisieren. Wenn es ein Thema gibt, das die Teilnehmer:innen interessiert, können wir auch darauf eingehen.“

Deutsch als Fremdsprache – das Angebot für internationale Wissenschaftler:innen

Arnim Sürder ist einer der insgesamt 8 Dozent:innen der Sprachschule und unterrichtet „Deutsch als Fremdsprache“. Der 64-Jährige hatte nach seinem Studium der Germanistik und Geschichte viele Jahre für einen Schulbuchverlag gearbeitet, bevor er sich mit 40 Jahren entschied, einen beruflichen Neuanfang zu wagen. Er studierte Deutsch als Fremdsprache an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitete dann als Lehrer, um anderen Deutsch beizubringen. Seit 2018 arbeitet er als Dozent für Deutsch als Fremdsprache im Potsdam Science Park und sieht seine Arbeit als Bereicherung. „Ich arbeite mit netten Menschen zusammen, die sehr dankbar sind für das, was wir ihnen vermitteln. Das ist ein tolles Gefühl“, erklärt er. Seine Kurse finden sowohl online und als Präsenzveranstaltungen statt. Die Teilnehmenden befinden sich dabei an ganz unterschiedlichen Stationen ihrer Karriere: „Das Spektrum reicht von den Promovierenden der Institute bis zu Post Docs oder sogar Arbeitsgruppenleiter:innen“, so der Dozent. Viele kämen aus Europa, vor allem Italien oder Spanien. „Aber auch Menschen, die aus Russland, China, den USA oder der Türkei kommen, sind dabei. In unseren Sprachkursen spiegelt sich gewissermaßen auch die Vielfalt des Potsdam Science Parks, in dem Menschen aus rund 73 Nationalitäten arbeiten“, sagt Sürder.

Deutsch lernen, um anzukommen

Die Gründe, warum sich jemand für einen Deutschkurs entscheidet, sind vielfältig. Für die Arbeit in der Wissenschaft sei vor allem Englisch die gängige Sprache für den Austausch, erklärt Arnim Sürder: „In den Instituten sprechen die Wissenschaftler:innen meist Englisch miteinander, auch mit den deutschen Kolleg:innen. Sie brauchen auch keine Fachliteratur auf Deutsch zu lesen, dazu ist die Wissenschaft zu international.“ Carolin Schneider, die Leiterin der Sprachschule, ergänzt: „Wenn die Menschen hier Deutsch lernen wollen, geht es meist um das Soziale. Sie möchten sich vernetzen, vielleicht auch rauskommen aus dem eigenen Arbeitsumfeld und neue Impulse gewinnen.“ Ein Stück weit gehe es auch immer um das Ankommen in der neuen Umgebung. „Wer hier über mehrere Jahre bleibt, hat meist auch ein Interesse, Deutsch zu verstehen. Die Sprache hilft im Alltag auch bei Kleinigkeiten – sei es, einen Friseurtermin am Telefon zu buchen, im Restaurant einen Tisch zu bestellen oder Themen mit der Hausverwaltung zu besprechen. Vieles geht auch mit Englisch, im Alltag ist es allerdings meist einfacher mit Deutsch“, so Carolin Schneider.

Englischkurse für den Austausch mit internationalen Teams

Ein ganz anderes Bild bietet sich da beim Blick auf die Englischkurse, die die Sprachschule ebenfalls anbietet. Hier sind es meistens Teilnehmer:innen aus Deutschland, die ihre Sprachkenntnisse verbessern wollen. „Viele Menschen in den Kursen wurden in der Zeit geboren, als die DDR noch existierte. Sie haben Russisch als erste Fremdsprache gelernt und nur sehr wenige Erfahrungen mit dem Englischen“, erklärt die Dozentin Jin Choi, die Kurse vom Einstiegslevel A1 bis zu den weiter fortgeschrittenen Level B2 unterrichtet. Sie selbst kommt ursprünglich aus Baltimore (Maryland) und hatte dort Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien geholfen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Seit 2018 unterrichtet sie mit Leidenschaft und Herzblut Englisch an der Sprachschule des Potsdam Science Park. „Ich liebe es selbst, Sprachen zu lernen. Das ist für mich eine ganz große Faszination. Und ich möchte diese Leidenschaft gerne an andere weitergeben“, so die Dozentin. Ihre Teilnehmer:innen arbeiten oft in der Verwaltung, haben aber auch Kontakt zu den angesiedelten Wissenschaftler:innen, die aus der ganzen Welt kommen. „Sie haben dann natürlich ein Interesse daran, mit ihnen zu kommunizieren“, so die gebürtige US-Amerikanerin. Dementsprechend wollen sie ihre Kenntnisse aufbauen und verbessern, um sich im internationalen Potsdam Science Park besser austauschen zu können.

Wie sich durch die Coronapandemie das Kursangebot änderte

Mit dem Ausbruch der Coronapandemie Anfang 2020 musste das Team des Standortmanagements die Angebote der Sprachschule der neuen Situation anpassen. Während es vorher nur Präsenzkurse gab, mussten neue, digitale Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Ansteckungsrate zu minimieren. „Der Umstieg war natürlich eine Herausforderung“, erinnert sich Carolin Schneider, die Leiterin der Sprachschule, „wir mussten innerhalb einer Woche unser Angebot auf Online-Seminare umstellen“. Doch nach einer Umstellungsphase mit zu Beginn vielen technischen Fragen funktionierten die digitalen Formate sehr gut. „Ich habe sehr viele positive Erfahrungen damit gemacht. Wir können online genau so gute Kurse anbieten wie bei Präsenzeinheiten. Zudem konnten viele technisch einige Sachen dazulernen – insbesondere ältere Kursteilnehmer:innen“, sagt Englisch-Dozentin Jin Choi. Auch Arnim Sürder zieht ein positives Fazit: „Ich war überrascht, wie stabil die Teilnehmenden dranblieben“, so der Deutsch-Dozent. Ein weiterer Vorteil sei zudem, dass Wissenschaftler:innen auch ihre Kurse besuchen können, wenn sie zum Beispiel international auf Konferenzen unterwegs sind. Dennoch freuen sich viele wieder auf Präsenzkurse, die zunehmend wieder angeboten werden.

Sprachschule als Ort zum Lernen und Socializing

Mit ihren Angeboten leistet die Sprachschule einen wichtigen Beitrag dazu, dass der stark wachsende Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Potsdam Science Park seiner internationalen Ausrichtung gerecht wird. Carolin Schneider hält noch einen weiteren Aspekt für wichtig: „Die Sprachschule ist ein Ort des Lernens, aber auch ein Ort des Austauschs und der Begegnung. Sie können sich hier vernetzen, zum Essen verabreden und Freundschaften schließen – um Sprachen zu lernen, ist diese enge Kommunikation sehr wertvoll“. Dementsprechend verfolge die Sprachschule ein klares Ziel: „Wir wollen als Sprachschule dem internationalen Flair gerecht werden und erreichen, dass sich die Vernetzung innerhalb der Community weiter aufbaut, dass die Menschen voneinander lernen und profitieren. Oft beschäftigen sie sich mit sehr tiefgreifenden, speziellen Thematiken, bekommen aber mitunter nicht mit, was in den anderen Laboren, Instituten und Einrichtungen nebenan passiert. Sie sollen mitbekommen, was es sonst noch gibt. Um am Leben teilzuhaben, braucht es die Sprache und den Austausch.“ Darum freue es sie, wenn sich Kursteilnehmer:innen privat zum Essen verabreden und gemeinsam eine Sprache üben: „Wir haben schon erlebt, wie jemand, der anfangs gar kein Deutsch konnte, nach nur zwei Jahren bereits in recht flüssigem Deutsch telefonieren konnte“, so Carolin Schneider. Mit einem Lächeln ergänzt sie: „Und ja, hier haben sich teilweise auch Paare in den Kursen kennengelernt und später geheiratet.“

 

Dieser Blog und die Projekte der Standortmanagement Golm GmbH im Potsdam Science Park werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Brandenburg finanziert. Bildnachweis: Carolin Schneider, Standortmanagement Golm GmbH © Standortmanagement Golm GmbH, Martin Jehnichen

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