Standortbotschafter Alexander Gorczyza – »Beste Voraussetzungen zum Expandieren«
Alexander Gorczyza entwickelt mit seinem Unternehmen biocyc dringend benötigte Antikörper für die Krebsdiagnostik. Im Potsdam Science Park findet er den Raum, die Flexibilität und die Fachkräfte, die es zum Expandieren braucht.
Die Antikörper, die Tumore nachweisen können, befinden sich in kleinen Röhrchen. Hier, in einem der Labore des Unternehmens biocyc im Potsdam Science Park, werden sie in Zellkulturen produziert. Patholog:innen nutzen diese Antikörper, um festzustellen, ob in einer verdächtigen Gewebeprobe ein Tumor vorliegt. Die Antikörper von biocyc können an Antigene der Krebszellen binden und diese anfärben. Dadurch wird unter dem Mikroskop zum Beispiel erkennbar, ob es sich bei einer auffälligen Stelle auf der Haut um Schwarzen Hautkrebs oder nur ein harmloses Muttermal handelt. Zudem lässt sich so feststellen, ob therapeutische Antikörper, sogenannte Checkpoint-Inhibitoren, bei einem individuellen Tumor wirken und diesen vernichten können – oder nicht.
»Mit unseren Antikörpern, die wir hier im Potsdam Science Park entwickeln und produzieren, decken wir etwa 70 Prozent der Routine-Diagnostik ab«, sagt Alexander Gorczyza, der Geschäftsführer von biocyc. Das Unternehmen bietet bereits 120 der hochspezialisierten Proteine für die Diagnostik verschiedener Krebsarten an – und die Zahl wächst stetig. Biocyc setzt auf das Immunsystem von Kaninchen, um diagnostische Antikörper zu entwickeln, da dieses mehr Krebsarten erkennen kann als das von Mäusen. Das tierschonende Verfahren benötigt nur wenige Milliliter Kaninchenblut; der weitere Prozess erfolgt ohne Tiere im Labor.
„Mit dieser Technologie sind wir die Einzigen in Europa, die monoklonale Antikörper für die Krebsdiagnostik entwickeln und selbst herstellen.“
Im Potsdam Science Park hat biocyc einen entscheidenden Schritt gemacht, um sich zu einem Unternehmen in der innovativen Antikörperproduktion zu entwickeln. Alexander Gorczyza, der zuvor im Vertrieb des von seinen Eltern gegründeten Unternehmens tätig war, wollte nicht länger von großen Biotechnologieunternehmen abhängig sein. „Wir haben daher den mutigen Entschluss gefasst, alles von Grund auf selbst zu produzieren“, sagt Gorczyza, der medizinische Biotechnologie an der Technischen Universität Berlin studiert hat. Der zweite erfolgreiche Geschäftsbereich von biocyc, die Herstellung synthetischer Peptide für die Laborarbeit, ermöglichte die Investition in die Antikörperentwicklung.
Im Innovationszentrum GO:IN 1 im Potsdam Science Park fand biocyc im Jahr 2011 geeignete Laborflächen, um seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Das Unternehmen zog vom Gründungsstandort in Luckenwalde nach Golm. »Mir gefiel von Anfang an der angenehme und lockere Umgang hier im Potsdam Science Park«, sagt Gorczyza.
»Das Standortmanagement geht sehr auf die Wünsche von uns Unternehmern und Unternehmerinnen ein und bietet einen professionellen Service mit Sprachkursen, Hilfe bei der Wohnungssuche und organisiert auch soziale Events, das schätze ich sehr.«
Es dauerte gerade mal vier Jahre, bis Alexander Gorczyza im GO:IN das erste Röhrchen mit einem spezifischen Antikörper in der Hand hielt. Dieser kann das Protein PD-L1 erkennen, das die Immunantwort bei verschiedenen Krebsarten wie zum Beispiel Lungenkrebs unterdrückt. „Dieses Molekül bildet die Grundlage für Immuntherapien, die Leben retten können“, sagt Herr Gorczyza. Die Entwicklung war so erfolgreich, dass biocyc einen vierstöckigen Neubau im Potsdam Science Park baute, um die Antikörperproduktion auszuweiten. 2023 bezog die Unternehmensgruppe, zu der auch die Vertriebsgesellschaft quartett gehört, einen eigenen Neubau in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Golm.
Vita Alexander Gorczyza
Drei wichtige Pluspunkte haben Alexander Gorczyza überzeugt, in den Potsdam Science Park zu wechseln: Die Kooperationsmöglichkeiten, die Verkehrsanbindung sowie eine günstige Fachkräftesituation. »Für uns als global agierendes Unternehmen mit Händlern, die aus aller Welt zu uns kommen, ist es enorm wichtig, dass wir vom Potsdam Science Park aus in rund 25 Minuten per Bahn am BER-Terminal sein können«, sagt Gorczyza. »Unsere Gäste können ohne umzusteigen bis vor unsere Tür fahren«, sagt Gorczyza.
»Der Potsdam Science Park bietet ein perfektes Umfeld für expandierende Unternehmen, da er alle wichtigen Voraussetzungen wie eine gute Verkehrsanbindung, Möglichkeiten strategischer Kooperation am Standort sowie hohes Mitarbeiterpotential und Mitnutzung kostenintensiven Equipments vereint.«
Die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten im Potsdam Science Park schaffen optimale Voraussetzungen für Innovationen. Biocyc arbeitet mit mehreren Arbeitsgruppen der am Standort ansässigen Institute zusammen, um neue gemeinsame Projekte zu entwickeln und voranzutreiben. Die Konzentration naturwissenschaftlicher Kompetenz ermöglicht es zudem, kostspielige Hochleistungsgeräte gemeinschaftlich zu nutzen und effizient auszulasten.
Auch der Fachkräftepool am Standort sei ideal, so Gorczyza, insbesondere im Bereich Biotechnologie. »An den naturwissenschaftlichen Instituten der Universität und den außeruniversitären Instituten werden immer wieder Studierende, Doktorand:innen und Postdocs verfügbar«, sagt Gorczyza. »Wir haben uns mit der Zeit ein enges Netzwerk aufgebaut, das es uns ermöglicht, Fachkräfte frühzeitig zu gewinnen, bevor sie sich auf dem freien Markt bewerben.«
»Für Fachkräfte, gerade im Bereich Biotechnologie, hat man im Potsdam Science Park den besten Pool gleich vor der Tür.«
Die Voraussetzungen sind somit optimal, um im Potsdam Science Park weiter zu expandieren. Und genau das hat Alexander Gorczyza vor: Aktuell nutzt das Unternehmen nur knapp 20 Prozent seiner Kapazitäten für die Antikörperproduktion. Doch die Nachfrage steige stetig. Zwar sei es teurer, in Deutschland zu produzieren als in China, aber ein wichtiger Schritt zu mehr Autarkie – gerade angesichts von Schwankungen in globalen Lieferketten. »Wir können Engpässe vermeiden, weil wir alle Produktionsschritte selbst kontrollieren«, sagt Gorczyza.
In Zukunft will biocyc im Auftrag von Pharmaunternehmen auch Antikörper für Krebstherapien herstellen. Zu diesem Zweck soll der Firmensitz im Potsdam Science Park um hochmoderne Laborflächen erweitert werden. Auch einer eigenständigen Entwicklung therapeutischer Antikörper in Golm stünde dann nichts mehr im Wege. »Unsere Philosophie ist: Einfach machen, statt endlos zu denken. Und wenn ein Fehler passiert, dann lernen wir daraus, um schnellstmöglich ein optimales Produkt zu entwickeln«, sagt Gorczyza. »So streben wir transformative Lösungen an, die das Leben verbessern.«
Die Projekte der Standortmanagement Golm GmbH im Potsdam Science Park werden kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Brandenburg.
Text: Mirco Lomoth | Fotografie: sevens[+]maltry