Potsdam Science Park: In Corona-Pandemie stärkste Nachfrage seiner Geschichte

Eine neue Mitte für Golm – Der Potsdam Science Park erlebt in der Corona-Pandemie die stärkste Nachfrage seiner 30-jährigen Geschichte. Um den Bahnhof in Golm dürfte es zukünftig belebter zugehen. Nach dem zweiten Bürgerforum im November zum Rahmenplan für „Golm 2040“ soll in Sichtweite des Supermarkts ein „Haus der Innovationen“ entstehen, in dem Forschende ihre Ideen ausstellen und ortsansässige Vereine sich treffen können.

Quartiersgaragen sollen den Verkehr reduzieren, langfristig eine Straßen- und S-Bahnanbindung geprüft werden. Doch die Pläne reichen weiter. Golm könnte auf dem 60 Hektar großen „Untersuchungsgebiet Nord“ stark wachsen: Wohngebäude, Schul- sowie Freizeiteinrichtungen sind geplant.

In den vergangenen 30 Jahren hat der Potsdam Science Park – zunächst unter dem Label Wissenschaftspark Golm – die Entwicklung des Ortes wesentlich bestimmt. Wichtigster Orientierungspunkt ist bis heute der Bahnhof, der zentral im sich verdichtenden Forschungs- und Innovationscampus liegt und von dem aus das Berliner Zentrum ebenso wie der Flughafen BER in gut einer halben Stunde zu erreichen sind. Östlich der Bahnlinie befinden sich Einrichtungen der Universität Potsdam für die Human- und Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten mit rund 9.000 Studierenden. Westlich davon haben sich seit Mitte der 1990er Jahre fünf Forschungsinstitute der Max-Planck- und der Fraunhofer-Gesellschaft niedergelassen. Gleich daneben sind bislang 30 Unternehmen in Büro- und Laborgebäude wie das 2007 eröffnete „GG:IN Golm Innovationszentrum 1“ eingezogen.

Noch seien viele Flächen zu vergeben, sagt Agnes von Matuschka, Geschäftsführerin des Potsdam Science Park. „Doch die Nachfrage wächst, denn das Besondere hier ist das enge Neben- und Miteinander.“ Rund 3.000 der hier Beschäftigten seien in Wissenschaft und Forschung tätig, ein Viertel davon komme aus etwa 70 Ländern, darunter auch Nachwuchswissenschaftler*innen: „Die Unternehmen und Forschungsinstitute können ihr Personal also gleich vor Ort rekrutieren.“

Auch Gründer*innen sind auf dem Golmer Areal willkommen. Im Start-up-Space des „GO:IN 1“ können diese günstig ihren ersten Schreibtisch oder ein bereits eingerichtetes Labor mieten und bis zu fünf Jahre bleiben, erklärt die Standortmanagerin. Den Start-ups öffneten sich zudem Perspektiven: „Wenn die Firma wächst, kann sie in größere Büroräume umziehen, sich von Projektentwicklern ein eigenes Gebäude bauen lassen oder ein Grundstück erwerben und selbst bauen.“

Die Geschichte des Science Parks war wechselhaft, bilanziert Agnes von Matuschka: „Als die Forschungsinstitute sich ansiedelten, herrschte große Aufbruchstimmung. Dass 2007 das Innovationszentrum eröffnet wurde, war ein Meilenstein, weil ausgründende Firmen gleich hier bleiben konnten.“ Nach einer ruhigem Phase habe der Standort wieder einen Aufschwung hingelegt. Die Stadt Potsdam ließ das zweite Innovationszentrum „GO:IN 2“ – das im Oktober 2021 eröffnete– bauen. Das neue „H-LAB“ werden im Winter Unternehmen für Biotechnologie und Lebenswissenschaft beziehen.

„Wir sind wieder in einer Phase, die zuversichtlich stimmt“, ist die Biologin und Standortmanagerin überzeugt. Zwar kann das Standortmanagement die sonst üblichen Seminare und Messen, Sprachkurse und Stammtische wegen der Corona-Pandemie aktuell nur digital anbieten. „Insgesamt ist Corona für uns jedoch auch ein Motor“, bilanziert Agnes von Matuschka. Die Nachfrage nach Laboren sei insbesondere bei Firmen aus dem Bereich Diagnostik und Medizintechnik, die beispielsweise neue Tests (s.u.) entwickeln, groß.

Der Innovationsstandort in Golm wird sich weiter beleben. Im kommenden Jahr ist bei den vier Häusern des „Quadratum Potsdam“ Baubeginn, geplant sind Büro- und Laborgebäude sowie ein Gebäude mit Café, Fitness-Studio und Co-Working. Und auf dem nördlich der Uni gelegenen, zehn Hektar großen Technology Campus werden dem 2020 fertig gestellten „Institut für Informatik und Computational Science“ weitere Institute sowie forschungsorientierte Unternehmen folgen.

Text: Isabel Fannrich
Erschienen in: Sonderausgabe „Wissenschaft im Zentrum“ Potsdamer Neuste Nachrichten/Tagesspiegel vom 18.12.2021

Bildhinweis: Idyllische Lage. der Potsdam Science Park wird unterstützt durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) © Standortmanagement Golm GmbH/sevens[+]maltry

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