Standortbotschafterin Julia Eschenbrenner
Dr.-Ing. Julia Eschenbrenner von POROUS ©Standortmanagement Golm GmbH/sevens[+]maltry

Standortbotschafterin Dr.-Ing. Julia Eschenbrenner – »Ein geschützter Raum, um Ideen zu verwirklichen«

Julia Eschenbrenner und ihr Team wollen mit einer neuartigen Methode zur Früherkennung von Osteoporose Millionen von Knochenbrüchen verhindern. Im Potsdam Science Park arbeitet sie mit dem Startup POROUS auf dieses ehrgeizige Ziel hin.

Ideen sind immer dann am besten, wenn sie drängende Probleme lösen. Davon ist Julia Eschenbrenner überzeugt. Mit dem Startup POROUS, das sie leitet, will sie der Volkskrankheit Osteoporose ihren Schrecken nehmen. Osteoporose verursacht allein in Deutschland jedes Jahr bis zu 800.000 Knochenbrüche: Die Knochen verlieren mit der Zeit an Masse und Dichte und werden brüchig. Dann reicht schon ein kleiner Sturz für eine komplizierte Fraktur. Vor allem Frauen ab der Menopause sind vom Knochenschwund betroffen, Männer etwa zehn Jahre später. Die Folgen sind enorme Kosten für das Gesundheitssystem – und viel Leid.

»Das müsste nicht so sein, wenn wir Osteoporose frühzeitiger erkennen würden, um vorzubeugen und sie rechtzeitig zu behandeln«, sagt Julia Eschenbrenner. »Wirksame Therapien und präventive Angebote gibt es bereits. Ganz vermeiden können wir den Knochenschwund jedoch nicht, da es ein altersbedingter Prozess ist, aber wir können osteoporotischen Knochenbrüchen wirksam vorbeugen.«

Die Methode, die das Startup POROUS im Innovationszentrum GO:IN im Potsdam Science Park entwickelt, hat das Zeug, die Osteoporose-Diagnostik zu revolutionieren. Bisher beruht diese auf einer Knochendichtemessung anhand von Röntgenstrahlen – der sogenannten DXA-Messung. Diese erkennt das Risiko einer osteoporotischen Fragilitätsfraktur jedoch nicht immer verlässlich. Von den Krankenkassen wird sie zudem erst ab 70 Jahren übernommen, bei Männern sogar erst ab 80 Jahren – außer es liegt ein hohes Frakturrisiko vor, etwa nach einem osteoporotischen Bruch.

Dr. Julia Eschenbrenner
Dr.-Ing. Julia Eschenbrenner ist Gründerin und Geschäftsführerin des Start-ups POROUS. ©Standortmanagement Golm GmbH/sevens[+]maltry

POROUS setzt für sein neuartiges Diagnoseverfahren auf unbedenkliche Ultraschallwellen und eine patentgeschützte algorithmenbasierte Auswertung der Messdaten. Die Technik dahinter hat der Physiker Professor Kay Raum 2017 an der Charité-Universitätsmedizin in Berlin erfunden. In einer Pilotstudie hat sie sich als um ein Drittel präziser als die DXA-Messung erwiesen.

»Wir führen zur weiteren klinischen Validierung eine große multinationale Studie durch«, sagt Eschenbrenner. Wenn sich die Ergebnisse der Pilotstudie bestätigen, steht einer Zulassung als neuem Diagnoseverfahren nichts mehr im Weg. Ärzte könnten dann über eine einfache Messung am Schienenbein Struktur und Dicke der Knochenrinde bestimmen, die repräsentativ für die Knochengesundheit im gesamten Körper ist.

POROUS gründete sich 2021 mit einer Förderung des Landes Brandenburg im Potsdam Science Park. »Wir haben hier eine Basis gefunden, auf der wir gut wachsen können«, sagt Eschenbrenner. »Die persönliche Unterstützung und die günstige Miete im Innovationszentrum haben uns in der Anfangsphase sehr geholfen.« Der Potsdam Science Park ist für Eschenbrenners Team mittlerweile zu einer kleinen Heimat geworden. »Es ist ein geschützter Raum, in dem wir unsere Ideen verwirklichen und konzentriert auf unser Ziel hinarbeiten können«, sagt sie. Das Standortmanagement Golm sorge zudem für attraktive Angebote für die mittlerweile zehn Mitarbeiter:innen. »Es gibt vieles, was wir ihnen als kleines Unternehmen sonst gar nicht anbieten könnten, ob das nun Erste Hilfe-Schulungen, Weiterbildungen oder Sportkurse sind.«

»Im Potsdam Science Park ist eine kritische Masse an forschungsnahen Unternehmen vorhanden, die einen fruchtbaren Austausch zu ermöglicht, die alle Unternehmen in der Gründungsphase bewegen.«

So sei ein Netzwerk entstanden, in dem man sich gegenseitig mit Tools und Tipps aushelfe. Auch das akademische Umfeld mit der Universität Potsdam und den Forschungsinstituten biete viel Inspiration. »Die PSP Conference zeigt jedes Jahr wieder, wie anwendungsnah viele Forschungsfragen hier sind«, sagt sie. »Da kann schnell mal ein Funke für eine neue Idee oder ein neues Kooperationsprojekt überspringen.«

Vor ihrer Zeit bei POROUS hat Eschenbrenner, die selbst Biotechnologie und Patenrecht studiert hat, über 100 Erfindungsideen an der Charité und anderen Forschungsinstituten begleitet und vielen zu einem erfolgreichen Start verholfen. »Ich sehe eine Verantwortung darin, transfergeeignete Forschung zum Nutzen der Gesellschaft voranzubringen«, sagt sie. Mit ihrem Wechsel zu POROUS und nach Golm steckt sie jetzt alle Energie in eine besonders vielversprechende Idee, die sie an der Charité kennengelernt hat.

Eine große Stärke des Potsdam Science Park sind für Eschenbrenner die Menschen, die hier lernen und forschen. »Hier wachsen sehr interessante Köpfe heran, die ihre Ideen in die Welt heraustragen können«, sagt Eschenbrenner.

»Der Potsdam Science Park bietet die nötigen Erfolgsfaktoren für Innovationen: Raum zur Entfaltung, Austausch und mit dem Standortmanagement Golm auch eine unterstützende und motivierende Kraft für Ausgründungen.«

Dr. Julia Eschenbrenner von POROUS
Dr.-Ing. Julia Eschenbrenner, Geschäftsführerin der POROUS GmbH ©sevens[+]maltry

Vita Dr. Julia Eschenbrenner

Dr. Julia Eschenbrenner studierte Biotechnologie an der Technischen Universität (TU) Berlin und der École Supérieure de Biotechnologie Strasbourg. Nach dem Studium arbeitete sie unter anderem bei der Bayer AG (vormals Schering AG) in Berlin. Parallel promovierte sie an der TU Berlin und absolvierte ein Aufbaustudium zum Patentrecht. 2013 wechselte Eschenbrenner zum Technologietransferunternehmen Ascenion in Berlin mit dem Ziel, Erfindungen bis zur Marktreife zu bringen. Seit 2022 ist sie CEO des Charité-Start-Ups POROUS im Potsdam Science Park.

Die POROUS-Methode soll künftig nicht nur die Diagnose von Osteoporose revolutionieren, sie soll auch die Prävention verbessern. »Unser Fernziel ist ein regelmäßiges Screening-Angebot, um frühzeitig nachzuschauen, wie es um die Knochengesundheit steht«, erklärt sie. Das sei ehrgeizig, doch Eschenbrenner ist zuversichtlich, dass es gelingen kann. »Ich hoffe, dass in Zukunft jede Frau ab der Lebensmitte einmal im Jahr zum Frauenarzt geht, und im Rahmen des üblichen Check-Ups eine Ultraschalluntersuchung am Knochen bekommt.« Auch Männer könnten das niedrigschwellige Angebot rechtzeitiger in Anspruch nehmen.

Nebenbei würde die POROUS-Methode zu mehr Gerechtigkeit im Gesundheitssystem führen. Denn mit der günstigen und einfach zu nutzenden Technologie könnten Ärzte frauenspezifische Risikofaktoren besser im Blick behalten. »Das würde vielen Frauen helfen«, sagt Eschenbrenner. Denn wer früh genug über das eigene Osteoporose-Risiko aufgeklärt würde, könne rechtzeitig aktiv werden und seinem Körper etwas Gutes tun, um das Schlimmste zu vermeiden. Sie selbst hat schon längst damit begonnen, sich gesund zu ernähren und Sport zu machen, vor allem Muskeltraining, das den Knochenaufbau anregt. »Mein Traum ist, dass wir in Zukunft die Prävention in den Vordergrund stellen und nicht länger die Therapie – bei Osteoporose wäre das sehr gut möglich.«

 

Die Projekte der Standortmanagement Golm GmbH im Potsdam Science Park werden kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Brandenburg.
Text: Mirco Lomoth | Fotografie: sevens[+]maltry

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