
Synopse zur PSP Conference 2025 »SUSTAINABILITY« – Zukunft gestalten – nachhaltig, innovativ, interdisziplinär
Wie gelingt der Transfer von Forschung zu marktreifen Lösungen für eine nachhaltige Zukunft? Die PSP Conference 2025 zeigte am 13. und 14. Oktober eindrucksvoll, dass die Antwort in der Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Start-ups liegt. Zwei Tage lang drehte sich alles um naturinspirierte Materialien, grüne Technologien, Künstliche Intelligenz und Bioökonomie – immer mit dem Ziel, Forschung in Wirkung zu überführen.
Von visionären Keynotes über praxisnahe Panels bis hin zu Startup-Pitches: Die Konferenz machte deutlich, wie interdisziplinäre Teams, datenbasierte wissenschaftliche Ansätze und unternehmerischer Mut entscheidend dazu beitragen, nachhaltige Innovationen in den Markt zu bringen. Ein Rückblick auf zwei inspirierende Tage voller Ideen, Vernetzung und Zukunftsperspektiven.
Rückblick – Tag 1 | 13. Oktober
Forschung trifft Unternehmergeist
Der erste Konferenztag der PSP Conference 2025 startete mit einer klaren Botschaft: Nachhaltige Innovation entsteht dort, wo Wissenschaft, Wirtschaft und Start-ups zusammenwirken. Von farbintelligenten Nanomaterialien über zirkuläre Bioökonomie bis hin zu klimasmarter Landwirtschaft zeigten Forschende und Gründer:innen, wie aus Ideen konkrete Lösungen für eine CO₂-arme Zukunft entstehen.
Begrüßung und Eröffung:
Agnes von Matuschka (Standortmanagement Golm) und Prof. Oliver Günther (Präsident, Universität Potsdam) begrüßten die Gäste vor Ort, bevor Staatseekretärin Dr. Friederike Haase (Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg, die PSP Conference 2025 mit einer Ansprache offiziell eröffnete.
Keynote:
Der Vortrag von Prof. Silvia Vignolini, Direktorin am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG), bildete den Auftakt für das zweitägige Konferenzprogramm. Sie hielt eine visionäre Keynote über Farbstofftechnik inspiriert von der Natur: Leuchtende Strukturfarben aus Nanomaterialien wie Cellulose bieten neue Perspektiven für die Entwicklung nachhaltiger, biobasierter Farben.
Nachhaltigkeitsinitiativen in Brandenburg:
- Dr. Ira Matuschke (Helmholz GFZ) stellte mit der Nachhaltigkeitsplattform Brandenburg v ein Netzwerk für Ideen- und Lösungsaustausch vor.
- Jan Gühne vom Verein PROOH2V stellte die 2022 gegründete Initiative mit 45 Mitgliedern in Nordwest-Brandenburg/Prignitz/Oberhavel vor, die Möglichkeiten zur Nutzung von Wasserstoff als Energiespeicher in der Region zukünftig auszubauen; relevant ist in diesem Zusammenhang die Nutzung erneuerbarer Energien und die Schaffung einer Hydrogen-Pipeline.
Podiumsdiskussion:
Im Rahmen der Paneldiskussion zur Überführung nachhaltiger Technologien in den Markt sprachen Harsha Jagasia (Impact Hub Berlin), Aneri Pradhan (Klimatic Group) und Agnes von Matuschka (Potsdam Science Park) über die Potenziale von Start-ups mit nachhaltigen Gründungskonzepten und Finanzierungs- und Unterstützungsmöglichkeiten und Erfolsmessung.
Zentrale Erkenntnis: Erfolg entsteht durch interdisziplinäre Teams mit Unternehmergeist und passender Infrastruktur. Viele Startups scheitern in der Pilotphase an der Herausforderung, Kunden über günstige Angebote zu akquirieren und zugleich Umsätze zu steigern und Produkte oder Services am Markt zu platzieren. Es sei wesentlich, dass Gründer:innen in der Lage sind, ein Problem genau zu kennen, Lücken schnell zu optimieren und möglich Kunden bereits früh zu kontaktieren, so Aneri Pradhan.
Materialinnovation im Fokus:
- Prof. Alexander Böker (Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP) zeigte, wie Recycling und biobasierte Materialien neue Wege zu einer zirkulären, CO₂-armen Wirtschaft ebnen.
- Prof. Francesca Toma (Helmholtz-Zentrum hereon) erläuterte, wie Biomasse und Reststoffe in saubere Kraftstoffe und funktionale Materialien umgewandelt werden.
- Dr. Charlett Wenig (Max-Planck-Institut für Colloid- und Grenzfächenforschung) präsentierte Mode aus Holz und zeigte, wie sich Rinde als Material in Designs verwandeln lässt.
PSP Offsprings: Alumni-Projekte aus dem Potsdam Science Park, die Forschung in Wirkung überführen
- Dr. Stefano Mazzanti (MPIKG-Alumnus, John Cockerill Hydrogen) über den Weg vom Labor in die Industrie
- Dr. Rodrigo Perez-Garcia (MPIKG-Alumnus, Inova DE GmbH & PolyhedraLabs gUG) präsentierte mit PolliConnect KI-gestützte Unterstützung für Bestäuber und Habitatvernetzung
- Harald Pinger (Humify GmbH, MPIKG-Spin-off) stellte vor, wie aus Biomasseabfällen „Superhumus“ entsteht – eine Lösung für klimasmarte Landwirtschaft.
Fokus Bioökonomie & smarte Infrastruktur:
- Dr. Lena Hochrein (BMBF-Gruppenleiterin, Universität Potsdam) stellte das TAILOR-Projekt vor – synthetische Biologie für maßgeschneiderte Mikroorganismen zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse
- Dr. Thomas Hoffmann (Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V., ATB) präsentierte die Leibniz Innovationshof (InnoHof©) – ein interdisziplinärer Modellstandort für zirkuläre Bioökonomie
- Prof. Wagener (Alexander von Humboldt-Professor, Universität Potsdam): Wasser ist die Grundlage des Lebens. Der Potsdam WaterHub bringt Forschende über Disziplinen hinweg zusammen, um nachhaltige Wasserlösungen zu entwickeln.
Rückblick – Tag 2 | 14. Oktober
KI, Kreislaufwirtschaft und Zukunftsmut
Der zweite Tag stand im Zeichen digitaler und biobasierter Innovation. Keynotes und Pitches beleuchteten, wie Künstliche Intelligenz, grüne Chemie und pflanzenbasierte Ernährung zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können. Start-ups präsentierten Pionierlösungen – von smarten Materialien bis zu ESG-orientierter Software – und machten deutlich: Zukunft entsteht durch mutiges Denken und sektorübergreifende Zusammenarbeit.
Dr. med. Christiane Ambs (Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR) eröffnete den zwieten Konferenztag mit einer Keynote zur pflanzenbasierten Ernährung und stellte die COPLANT-Studie vor (6.000 Teilnehmende aus Deutschland und Österreich). Die Studie sucht weiterhin Teilnehmende.
In der Session „REDUCE, REUSE AND RECOVERY FOR A BETTER TOMORROW“ wurden innovative Ansätze für nachhaltige Industrien vorgestellt:
- Dr. Manuel Häußler (MPIKG, aevoloop GmbH) – Kunststoffalternativen
- Dr. Bruno Gomes Guimarães (greenCHEM) – grüne Chemie
- Ruben Walter (Fraunhofer IZI-BB) – Biokatalysatoren für die Proteinsynthese
- Ulrike Böttcher (Valupa GmbH) – nachhaltige Mode-Accessoires
KI & Nachhaltigkeit im Fokus:
- Dr. Joanna Deek (Collaborative Drug Discovery) unterstrich die Bedeutung einer frühzeitig aufgebauten, FAIR-konformen Datenstruktur zur Ermöglichung skalierbarer, KI-gestützter Forschung.
- Dr. Axel Sommer (SOMMERRUST GmbH) skizzierte vier Zukunftsszenarien, in denen KI sowohl Förderer als auch Risiko für Nachhaltigkeit sein kann.
Impulse aus der Startup-Welt:
- Prof. Bastian Halecker (Universität Potsdam) betonte: Geschwindigkeit allein reicht nicht mehr. Deep Tech – tief in der Wissenschaft verwurzelt – ist essenziell für nachhaltige Lösungen. Forschung braucht Unternehmertum als Brücke zur Gesellschaft
Startup Pitch mit Pionierlösungen:
- GEWINNER: Dr. Benedict Bender (Find-Your-Software) – KI-gestützte Softwareauswahl für ESG-Impact
- Annika Klausen (Nanolope GmbH) – Gebäude als nachhaltige Energiespeicher
- Dr. Rhea Machado (Porelio GmbH) – effiziente Reinigungstechnologien
- Dr. Felina Schütz (VFG-Lab GmbH) – Visualisierung des Untergrunds
Science Slam:
Anika Sander (Deutsche Institut für Ernährungsforschung, TU München) bot im Science Slam-Format unterhaltsame Einblicke in das überraschende Potenzial Bilirubin – das möglicherweise „Superkräfte“ im Schutz vor Darmerkrankungen bietet.
Präsentationen des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP zu nachhaltigen Materialien:
- Dr. Antje Lieske – flexible PLA-Polymere und chemisches Recycling für zirkuläre Biopolymere
- Dr. Bert Volkert – biobasierte, biologisch abbaubare Alternativen zu Mikroplastik
- Dr. Jens Balko – Überführung nachhaltiger Kunststoffe aus dem Labor in den Markt
- Dr. Jens Buller – stärkebasierte Klebstoffe als umweltfreundliche Verpackungslösung
Fazit
Insgesamt zeigte die PSP Conference 2025 eindrucksvoll, welche Kraft in der Zusammenarbeit von Wissenschaft, Unternehmertum und Innovation liegt, um den drängenden Herausforderungen der Nachhaltigkeit unserer Zeit zu begegnen. Von visionären Durchbrüchen in naturinspirierten Materialien und der Synthetischen Biologie bis hin zu fortschrittlichen KI-Anwendungen und Lösungen für eine zirkuläre Bioökonomie – die Konferenz unterstrich die zentrale Rolle interdisziplinärer Teamarbeit und unternehmerischen Denkens, um Forschung in greifbare Wirkung zu überführen.
Zentrale Erkenntnisse betonten die Notwendigkeit, starke Datenfundamente zu schaffen, sektorübergreifende Partnerschaften zu fördern und Startups als Brücken zwischen Labor und Markt gezielt zu unterstützen. Die präsentierten Innovationen reichten von nachhaltiger Mode und grüner Chemie über smarte Infrastrukturen bis hin zu pflanzenbasierter Ernährung – und stellten wichtig Schritte in Richtung einer zirkulären, kohlenstoffarmen Zukunft vor.
Vor allem aber machte die Konferenz eines deutlich: Nachhaltigkeit ist eine gemeinsame Verantwortung. Nur durch Zusammenarbeit – über Institutionen, Disziplinen und Branchen hinweg – können wir transformative Lösungen entwickeln, die eine nachhaltige und resiliente Zukunft für unseren Planeten und unsere Gesellschaft sichern. Dann ist es an jedem*r Einzelnen, im Alltag Entscheidungen über eine nachhaltigere Lebensweise zu treffen.
📷 Impressionen zur Veranstaltung finden Sie hier in unserer Galerie.
Das Konferenzprogramm können Sie auch nachträglich einsehen unter www.b2match.com/e/psp-conference-2025.
Über die PSP Conference 2025 »SUSTAINABILITY«
Die PSP Conference 2025 wurde von der Standortmanagement Golm GmbH und Potsdam Transfer der Universität Potsdam gemeinsam mit einer Vielzahl von Partnern aus Brandenburg (WFBB Wirtschaftsförderung Brandenburg, das Fraunhofer Leistungszentrum Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen, Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK Potsdam), und die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Potsdam) realisiert und aus Mitteln der Europäischen Union sowie des Landes Brandenburg kofinanziert.
Unterstützt wurde die PSP Conference 2025 zudem von der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK Potsdam), Collaborative Drug Discovery, Süddeutsche Datenschutzgesellschaft mbH, der WFBB – Wirtschaftsförderung Brandenburg, Dimler&Karcher, nora by Interface, dem High-Tech Gründerfonds und VOSSIUS & PARTNER.

Dr. Maria Grazia Annunziata
Transfer und Kooperation
grazia.annunziata@potsdam-sciencepark.de +49 331 237 351 137