3 Fragen an Ordinary Seafood: »Auf dem Markt für Fisch- und Meeresfrüchtealternativen wagen wir etwas völlig Neues«

Die Art, wie wir Meeresfrüchte fischen und Fisch züchten, schadet den Tieren, ihren Lebensräumen, und unserer Gesundheit. Ordinary Seafood entwickelt vegane Alternativen, die sich anfühlen und schmecken wie das Original. Im Interview erzählen Geschäftsführer Dr. Anton Pluschke und Forschungs- und Entwicklungsleiter Dr. Fabian Machens die Geschichte hinter ihrem Start-up, warum der Potsdam Science Park der perfekte Standort für sie ist – und wie herausfordernd die Entwicklung der perfekten veganen Garnele ist.

Herr Dr. Pluschke, Herr Dr. Machens, in Ihrem Start-up Ordinary Seafood entwickeln Sie vegane Alternativen zu Lachs, Thunfisch und Garnelen. Was ist Ihre Geschichte?

Dr. Anton Pluschke: Ich komme aus Australien. Bevor ich Ordinary Seafood gegründet habe, habe ich Lebensmitteltechnologie und Biotechnologie studiert. In meiner Heimat habe ich unmittelbar erlebt, wie industrieller Fischfang und Klimawandel unseren Meeren schaden. Die Art, wie wir Meeresfrüchte fischen und Fische züchten, schadet nicht nur den Tieren und ihren natürlichen Lebensräumen, sondern auch uns Menschen. Der Fang von Garnelen mithilfe von Schleppnetzen etwa zerstört oft die betreffenden Meeresböden und ihre Ökosysteme. Fische wiederum sind häufig mit Antibiotika oder Schwermetallen wie Quecksilber belastet. Ich habe also schon länger über die Möglichkeiten nachgedacht, Alternativen zu entwickeln. Während meiner Zeit als Leiter der Forschung und Entwicklung bei dem Berliner Start-up vly konnte ich zudem viele Erfahrungen im Bereich alternativer Proteine sammeln.

Dr. Fabian Machens: Anfang 2022 war Anton dann auf der Suche nach Partner:innen, um seine Idee von tierfreien Meeresfrüchten zu verwirklichen. Er wollte ein Start-up gründen, das solche veganen Alternativen anbietet, und er wünschte sich einen weiteren Wissenschaftler mit Expertise in Molekularbiologie an Bord. Ich war von seinem Vorschlag wirklich fasziniert. Außerdem suchte ich zu dieser Zeit nach neuen Möglichkeiten, die Gesellschaft mit meiner Forschung außerhalb der akademischen Welt unmittelbar zum Besseren zu verändern. Die Mission begeisterte mich so sehr, dass ich mit eingestiegen bin. Gemeinsam haben wir uns dann um ein EXIST-Gründerstipendium beworben – und es bekommen! Ich wurde der erste Mitarbeiter von Ordinary Seafood und der Rest ist Geschichte (lacht).

Was sind die Herausforderungen und Besonderheiten bei der Herstellung von veganem Fisch und Meeresfrüchten?

Dr. Fabian Machens: Sicherlich, Geschmack und Textur richtig zu treffen. Was das angeht, ist die Imitation von Fisch deutlich herausfordernder als etwa die von Rind- oder Schweinefleisch. Lachs zum Beispiel ist nicht einfach ein einheitliches Stück Fleisch, sondern besteht aus mehreren Fett- und Eiweißschichten. Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn der gebratene Fisch sich schon unter leichtem Druck der Gabel fast wie von selbst zerteilt. Es ist nicht einfach, diesen Effekt nachzubilden. Hinzu kommt, dass Meeresfrüchte oft eine ganz eigene Kombination aus Geschmack und Textur aufweisen. Eine qualitativ hochwertige Alternative für Garnelen zu produzieren ist eine solche bleibende Herausforderung, und wir freuen darauf, uns ihr immer wieder aufs Neue zu stellen. Wir sind stolz darauf, wie weit wir auf diesem Weg bereits gekommen sind und möchten bald unsere nächsten Innovationen umsetzen. Wir sind uns sicher, sie werden unsere Produkte noch weiter verbessern.

Dr. Anton Pluschke: Darüber hinaus wollen wir Alternativen schaffen, die nicht nur geschmacklich und in Sachen Textur, sondern auch ernährungsphysiologisch an echten Fisch und echte Meeresfrüchte herankommen. Beispielsweise sind einige andere Produkte auf dem Markt dem Aussehen, der Haptik und dem Geschmack von Lachs und Thunfisch bereits sehr nahe, bieten aber wenig Eiweiß – ein Makronährstoff, den viele Menschen beim Verzehr von Meeresfrüchten erwarten. Um dies zu erreichen, experimentieren wir neben klassischen lebensmitteltechnologischen Verfahren auch mit molekularbiologischen Methoden. Dieser Ansatz hat sich teilweise bei veganen Milchalternativen bereits durchgesetzt. Auf dem Markt für Fisch- und Meeresfrüchtealternativen wagen wir damit dagegen noch etwas völlig Neues.

Ihr Büro befindet sich im GO:IN im Potsdam Science Park. Welche Vorteile bietet Ihnen der Park, die Ihre Entscheidung beeinflusst haben?

Dr. Anton Pluschke: Letztlich war es die spezifische Kombination von Vorteilen, die der Potsdam Science Park uns zu bieten hat. Es war einfach alles sehr stimmig. Im Park können wir unsere enge Verbindung mit der Universität Potsdam fortsetzen, deren molekularbiologische Labore wir nach wie vor für die Kreation neuer Rezepte verwenden. Und auch das Angebot des GO:IN für die Nutzung unseres Büro und Foodtech-Labor war sehr fair. Und durch die Ansiedlung im Potsdam Science Park können wir auch unsere Verbindungen zu Spitzenforschungsinstituten wie der Fraunhofer-Gesellschaft und den Max-Planck-Instituten ausbauen.

Dr. Fabian Machens: Außerdem ist der Park natürlich ein sehr attraktiver Standort für ein wissenschaftsnahes Start-up wie uns. Wo sonst arbeiten wir in so enger Nachbarschaft zu führenden Forschungsinstituten und einer lebendigen Start-up-Kultur und können potenziellen Mitarbeitenden sowohl die Abgeschiedenheit von Potsdam-Golm als auch die Nähe zum Berliner Flair bieten?

Herr Dr. Pluschke, Herr Dr. Machens, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Dieser Blog und die Projekte der Standortmanagement Golm GmbH im Potsdam Science Park werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Brandenburg finanziert.

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