Wie Wissen und Technologien ihren Weg in Wirtschaft und Gesellschaft finden

Auf dem Campus Golm der Universität Potsdam im Potsdam Science Park wird geforscht, entwickelt und mit Innovationsgeist an zukunftsträchtigen Ideen gearbeitet. Das dabei entstehende Wissen und die neuen Technologien in die Wirtschaft und die breiten Gesellschaft zu überführen, ist die Aufgabe des Teams von Potsdam Transfer, dem Zentrum für Gründung, Innovation, Wissens- und Technologietransfer an der Universität Potsdam. Sascha Thormann ist Geschäftsführer der Institution und berichtet im Interview von seinen Erfahrungen mit dem Transfer und einer beeindruckenden Gründeridee.

Herr Thormann, wie sind Sie zu Potsdam Transfer gekommen?
Ich habe Biosystemtechnik und Bioinformatik studiert, war dann unter anderem drei Jahre als Projektleiter im Bereich Verfahrenstechnik tätig und bin schließlich über das Weiterbildungsprogramm der Universität Potsdam zu Potsdam Transfer gekommen. Hier war ich zunächst Technologiescout und dann Leiter des Transferservices von Potsdam Transfer. In dieser Zeit konnte ein großes Netzwerk innerhalb der Universität, zu anderen Wissenschaftspartnern und in der Wirtschaft sowie zu Innovationsförderern aufgebaut werden, dass ich in meiner jetzigen Position als Geschäftsführer von Potsdam Transfer stetig erweitere.

Was mögen Sie an ihrer Arbeit am meisten?
Ganz klar: Die Vielfältigkeit. Ich arbeite mit Student*innen, Wissenschaftler*innen, Professoren*innen und mit der Wirtschaft zusammen. Außerdem begeistert es mich, Großes schaffen zu können, indem wir neue Projekte anstoßen und innovative Ideen begleiten.

Was war dabei der Moment, der Sie bisher persönlich am meisten begeistert hat?
Der schönste Moment als Mitarbeiter für Potsdam Transfer war die Erarbeitung unserer Transferstrategie. Hierbei wurde erstmalig aufgezeigt, welches Potenzial im Transfer – von der Hochschule in die Wirtschaft und Gesellschaft – steckt. Gemeinsam mit allen Stakeholdern in vielen Workshops an diesem großen Projekt mitzuwirken, war für mich persönlich eine besondere Erfahrung. Denn was wir zusammen erarbeitet haben, ist für den Wissens- und Technologietransfer und für neue Projekte im Transfer wegweisend.

Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff Wissens- und Technologietransfer?
An der Universität Potsdam sollen Forschungsergebnisse mit Anwendungspotentialen in die Wirtschaft und Gesellschaft überführt werden. Neu entwickelte Materialien und Techniken werden beispielsweise in bestehende Produkte am Markt integriert oder neu erforschtes Wissen in Bildung und Gesellschaft überführt. Aus einem Forschungsergebnis kann sich aber auch eine Geschäftsidee entwickeln. So werden dann Wissenschaftler*innen zu Gründer*innen und ein Startup entsteht.

Gibt es eine bestimmte Gründungsgeschichte, an die Sie sich gern erinnern?
Zunächst muss ich sagen, dass wirklich alle Gründungsgeschichten erlebnisreich und beeindruckend sind. Ein Beispiel, an das ich mich gern erinnere, wäre die Gründung von visionYOU. Die Kreativagentur möchte das Thema Bildung neugestalten und stellt Schüler*innen zum Beispiel virtuell Handwerksberufe vor. Die Attraktivität dieser Berufsbilder zu steigern, hat eine große gesellschaftliche Relevanz. Ein absolut tolles Gründungsprojekt, das hier in Potsdam-Golm entstanden ist und das ich sehr unterstützenswert finde.

Warum braucht es dafür eine eigene Institution?
An der Universität Potsdam wird so vieles erforscht, entwickelt und gelehrt, von dem die ganze Gesellschaft profitieren kann. Der Weg zur Anwendung in der Praxis ist jedoch komplex. Potsdam Transfer deckt alle Bereiche des Transfers ab und begleitet die Wissenschaftler*innen und Gründer*innen in jedem einzelnen Teil dieses Prozesses: von der Beratung einer Idee über die Identifizierung möglicher Anwendungspotenziale bis hin zur Initiierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten.
Wir erfragen regelmäßig die aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse und klären über Fördermittel und Schutzrechte auf. Wir helfen bei der Erstellung von Anträgen und stehen Gründer*innen mit unserem eigenen Accelerator-Programm qualifiziert zur Seite. Wie schon angeführt hat Potsdam Transfer ein wertvolles Netzwerk und Partner*innen, mit denen wir einen umfassenden Transferwertschöpfungsprozess gewährleisten.

Womit unterstützen Sie an der Universität Potsdam genau?
Wir bieten den Wissenschaftler*innen und Gründer*innen einen ganzheitlichen Ansatz, der auf vier Säulen aufbaut. Die erste Säule ist der Transferservice, der die Identifizierung von verwertbarem Wissen und Technologien beinhaltet. Der Transferservice betreut aber auch Auftritte auf Fachmessen, Erfindungsmeldungen und Schutzrechte und initiiert Transferprojekte. Als zweite Säule hilft der Gründungs-, beziehungsweise Start-up Service, dabei, vielversprechende Gründungsideen umzusetzen und unterstützt Gründer*innen durch umfangreiche Coachingleistungen, Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten, Infrastruktur und Netzwerke. Die dritte Säule, die Innovative Hochschule Potsdam, soll das Innovationsklima der Hochschule fördern und konzentriert sich dabei zunächst vor allem auf die Lehrer*innenbildung, die Naturwissenschaften und die Öffnung der Hochschule für die Gesellschaft. Die vierte Säule bilden Bildungsangebote mit Weiterbildungsmaßnahmen, wie unsere MBA-Studiengänge. Man könnte zusammengefasst sagen, dass wir eine Art Konjunkturmotor sind: Indem wir Transfer und Gründungen fördern, stärken wir die Wirtschaft und unterstützen die Gesellschaft mit dem Wissen, was sonst vielleicht in den Schubladen der Wissenschaftler*innen in Vergessenheit geraten würde.

Und welche Relevanz hat der Potsdam Science Park als Standort für Ihre tägliche Arbeit?
Zunächst einmal: Die Wege sind kurz, und das sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Wirtschaft und Wissenschaft sind hier so dicht beisammen, dass sich schnell eine Brücke zwischen Forschungsergebnis und deren Anwendung schlagen lässt. Der Austausch ist persönlich möglich, die Synergieeffekte durch gemeinsame Projekte hoch. Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen finden zusammen und entwickeln gemeinsam ein Stück Zukunft. Zudem hat der Potsdam Science Park durch die verfügbaren freien Flächen großes Potenzial: Auch mit den bereits geplanten Bauvorhaben gibt es noch reichlich Kapazitäten für weitere Neugründungen. In Potsdam-Golm wurde so ein lebendiger Standort geschaffen, der mit seinen Forschungsergebnissen mitwachsen kann. Das ist schon etwas Besonderes – und das nur rund 30 Minuten von Berlin entfernt.

Vielen Dank für das Interview, Herr Thormann.

Foto: Sascha Thormann

Dieser Blog wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Brandenburg finanziert.

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