»Der Potsdam Science Park ist auf Wachstum ausgelegt« – Interview mit Jana Dotzek

Der Potsdam Science Park gehört zu den am schnellsten wachsenden Wissenschaftsstandorten in Brandenburg. Das macht ihn zunehmend attraktiv für Startups und Neuansiedlungen. Das Team Transfer & Gründung vermittelt Kontakte zu Expert:innen und bietet unterschiedliche Veranstaltungen zum Wissenstransfer und Workshops an. Im Interview erklärt Team-Mitglied Jana Dotzek, wie der Bereich mit Veranstaltungen wie dem Rooftop Pitch Potsdam oder der PSP Conference dafür sorgt, dass tolle Ideen aus der Wissenschaft ihren Weg in den Markt finden.

Liebe Jana, im Raum Potsdam gibt es ja einige Angebote für Gründer:innen – zum Beispiel den Startup Service von Potsdam Transfer. Welche Unterstützungen bietet Ihr an?

Unser Angebot im Bereich der Gründungen richtet sich vor allem an diejenigen, die im Potsdam Science Park arbeiten und daran interessiert sind, selbst ein Unternehmen zu gründen. Wer an der Universität Potsdam studiert oder beschäftigt ist, kennt mit Sicherheit Potsdam Transfer und wendet sich an den Startup Service. Das Personal an den Instituten kennt diese Möglichkeiten aber vermutlich nicht. Hier vermitteln wir vom Transferteam der Standortmanagement Golm GmbH die Kontakte zu zahlreichen Kooperationspartner:innen. Dazu gehören sowohl Potsdam Transfer als auch die Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB). Bei uns kann man sich für eine kostenlose Sprechstunde anmelden, Workshops der Startup Academy buchen oder eine von unseren Veranstaltungen besuchen, zum Beispiel die PSP Conference 2022. Unser zweites Standbein ist der Transfer. Zu uns kommen dann zum Beispiel Firmen, die nach Kooperationsmöglichkeiten mit der Forschung suchen oder ein bestimmtes Know-how benötigen.

Warum ist es aus Eurer Sicht so wichtig, für den Potsdam Science Park ein spezielles Angebot zu haben?

Ein zentraler Schwerpunkt im Potsdam Science Park liegt im Bereich Life Science. Hier werden Antikörper produziert oder Möglichkeiten für die Krebszellendiagnostik entwickelt. Die Gründungen sind da meist etwas komplexer als in anderen Bereichen. Und wir haben natürlich ein Interesse daran, dass die Firmen in Potsdam vor Ort gründen, hierbleiben und erfolgreich sind. Denn Gründen ist keine einfache Sache. Oft haben die Personen sehr spezifisches Fachwissen, wissen aber nicht, wie sie damit ein Unternehmen aufbauen können. Sie haben dabei ganz unterschiedliche Herausforderungen. Manche sind gut informiert, andere haben erst eine grobe Idee und wollen wissen, was die nächsten Schritte sind. In allen Fällen können wir ihnen dann passende Expert:innen vermitteln.

Gibt es Gründungen oder Gründungspersönlichkeiten, die Du selbst erleben oder begleiten durftest, die Dich besonders beeindruckt haben?

Ich selbst habe am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie meine Doktorarbeit geschrieben und finde deshalb Gründungen in Bereichen der Pflanzenforschung und Biotechnologie sehr spannend. Ansonsten genieße ich die thematische Vielfalt am Standort, wo mitunter auch Themen möglich sind wie ein Stresssensor für Nutztiere. Als Persönlichkeit besonders beeindruckt hat mich allerdings Dr. Ing. Natalia Realpe Carrillo von der HEDERA Sustainable Solutions GmbH, die ich auf einer Veranstaltung der Reihe Future2Go kennenlernen durfte. Ihr Werdegang ist wirklich sehr inspirierend. Ursprünglich kommt sie aus Kolumbien und wollte nach Deutschland, weil sie wusste, dass es hier einen Studiengang im Bereich Mikrofinanzierung gibt. Das ist ihr Herzensthema: Sie will Mikrofinanzierung in ärmere Länder bringen, um dort den Menschen zu helfen, ein besseres Leben aufzubauen. Sie ist eine sehr zielstrebige Person. In der Gründungszeit ihres Unternehmens hat sie drei Kinder bekommen, ist immer am Ball geblieben und hat sich in diesem Bereich etabliert.

Neben dem Thema Gründungen spielt bei Euch auch der Transfer eine wichtige Rolle. Dazu bietet Ihr beispielsweise die Veranstaltungsreihen Future2Go und Science2Go an. Was hat es damit auf sich?

Die Idee hinter Science2Go ist recht einfach. Wir haben im Potsdam Science Park die Situation, dass hier viele verschiedene Menschen für ganz unterschiedliche Einrichtungen bzw. Institute arbeiten. Da gibt es oft wenig Zeit und Möglichkeiten, in andere Themen hineinzuschnuppern. Einmal im Monat bieten wir mit Science2Go dafür die Option. Wissenschaftler:innen stellen hier ihre Bereiche vor, man kann sich direkt austauschen. Vor der Pandemie waren diese Veranstaltungen noch vor Ort, dann haben wir sie digital durchgeführt, jetzt wieder vor Ort. Bei Future2Go geben ehemalige Absolvent:innen des Potsdam Science Park einen Einblick in ihren Berufsalltag. Sie zeigen, welche Berufsperspektiven es abseits der akademischen Laufbahn gibt. Da kommen dann Absolvent:innen zu uns, die einen Job in der Industrie oder in Ministerien haben, aber auch Gründer:innen. Beide Formate werden sehr gut angenommen.

Welche Idee steckt hinter dem Format der PSP Conference?

Die Veranstaltung gibt es inzwischen seit zwölf Jahren, früher hieß sie HightechTransfer Tag, heute ist die PSP Conference die größte Innovationskonferenz am Standort. Diese Konferenz soll zeigen, was im Potsdam Science Park für neue wissenschaftliche Ideen und Forschungsinnovationen, innovative Produkte und Verfahren entwickelt werden. Zudem geht es um Kooperationen. Wir wollen hier die Industrie und Forschung zusammenbringen. Wissenschaftler:innen stellen ihre aktuellen Ideen und Entwicklungen vor und haben die Möglichkeit, mit Vertreter:innen aus der Wirtschaft in Kontakt zu kommen. 193 Teilnehmer:innen hatte die Veranstaltung 2021. Die nächste PSP Conference findet am 20. Oktober 2022 im Fraunhofer-Konferenzzentrum hier im Potsdam Science Park statt.

Warum habt Ihr Euch dazu entschieden, mit dem Rooftop Pitch Potsdam ein eigenes Pitch-Format für Startups auf die Beine zu stellen?

Als wir 2020 gestartet sind, war es zunächst eine Idee, die wir ausprobieren wollten. Wir wollten schauen, ob es gut läuft, ob das für Gründer:innen aus dem Potsdam Science Park Netzwerk interessant ist und wie sie das Format finden. Jetzt sind wir im dritten Jahr, und das Feedback ist sehr gut. Für viele Gründer:innen ist so ein Pitch genau das, was sie sich wünschen. Sie wollen üben, ihre Ideen zu präsentieren, sie wollen netzwerken und im Optimalfall mit Investor:innen in Kontakt kommen. Genau das bieten wir ihnen in einem kleinen Rahmen. Wir sind nicht so groß wie andere Formate, aber das nimmt vielleicht auch den Druck und bietet eine gute Gelegenheit, um zu üben. Sie müssen Investor:innen in vier Minuten überzeugen. Das ist natürlich eine Herausforderung, aber das macht es so spannend. Gleichzeitig geben wir die Möglichkeit, sich auf einer Dachterrasse in lockerem Rahmen auszutauschen und Erfahrungen zu sammeln.

Was ist aus Deiner Sicht der Vorteil des Standorts? Was gibt es hier, was es woanders nicht gibt?

Im Potsdam Science Park haben wir viel Know-How gebündelt, vor allem in den Bereichen Life Science, Biotechnologie und neue Materialien. Ein anderer Aspekt sind die Wachstumsmöglichkeiten, die es hier im Potsdam Science Park noch gibt. Als Wirtschaftsstandort für neue Unternehmen entwickelt sich der Science Park mit zahlreichen neuen Labor- und Büroflächen. Es existiert noch Platz für neue Gebäude und Vorhaben. Das haben viele andere Standorte in der Hauptstadtregion nicht. Die Landeshauptstadt hat hier auch unter Beteiligung von interessierten Bürger:innen Konzepte für die nächsten 20 Jahren entwickelt. Wir sind also auf Wachstum ausgelegt. Was ich auch wichtig finde: Wir haben vor Ort ein Standortmanagement. Das sehe ich als Vorteil. Wir arbeiten zum Beispiel kontinuierlich daran, dass sich die Rahmenbedingungen für Firmen verbessern, dass zum Beispiel die Zugverbindungen optimiert oder Vernetzungsmöglichkeiten geschaffen werden. Oder wenn eine Firma neue Mitarbeiter:innen sucht, dann können wir da auch helfen – zudem haben wir mit der Universität hier vor Ort auch sehr gut ausgebildete Absolvent:innen in Potsdam-Golm. Ein weiteres Plus: Unser Welcome Service schafft es, dass neue Mitarbeiter:innen aus aller Welt am Standort Wohnungen oder Kitaplätze finden. Ein wesentlicher Aspekt ist natürlich die günstige räumliche Nähe zur Hauptstadt Berlin. Das bietet zusätzliche Möglichkeiten für Kooperationen, aber auch für Freizeit- oder Wohnangebote.

Gibt es etwas, das Du Gründer:innen gerne auf den Weg geben möchtest?

Ja, und zwar: In Berlin und Brandenburg gibt es unglaublich viele kostenfreie Angebote, um sich zu dem Thema zu informieren und weiterzubilden – nehmt Euch die Zeit, neben der Forschung viel von diesem Wissen mitzunehmen. Schaut Euch Workshops an oder Seminare, da bekommt man ein gutes Gefühl, ob man der Typus Gründer:in ist oder nicht. Einfach mal probieren. Wir bieten eine kostenlose Sprechstunde an, die kann wirklich jede:r nutzen. Und wir haben hier im Potsdam Science Park ein exzellentes Netzwerk und genug Expert:innen vor Ort. Man bekommt also auf jede Frage eine Antwort – man muss sie nur stellen.

Liebe Jana, vielen Dank für das Gespräch.

 

Dieser Blog und die Projekte der Standortmanagement Golm GmbH im Potsdam Science Park werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Brandenburg finanziert. Bildnachweis: Dr. Jana Dotzek ©Standortmanagement Golm GmbH, Martin Jehnichen

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