Geschichte in Papier

Das Brandenburgische Landeshauptarchiv: Dienstleister für die historische Forschung – Es ist eine wahre Schatztruhe für Historiker*innen: Urkunden, Akten, Karten, Pläne, Fotos, Plakate und Unterlagen, die seit den Anfängen der Mark Brandenburg im 12. Jahrhundert in staatlichen Behörden und Institutionen entstanden sind – all das lagert in den Regalen, Schränken, Ordnern und Kartons des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (BLHA). Der moderne Archivzweckbau am Mühlenberg 3 ist eine Schatztruhe für Historiker*innen. Mit diesen schriftlichen Zeugnissen können die Geschichtsforscher*innen tief in die brandenburgische Vergangenheit eintauchen. In ihnen spiegeln sich die politischen, wirtschaftlich-sozialen, kulturellen und geistlichen Lebensverhältnisse vieler Generationen wider.

Heute betreut das BLHA in seinen Magazinen rund 54 000 laufende Meter Archivgut: Die Kartons von elf Zentimetern Höhe, in die die Unterlagen sicher eingelagert sind, würden aufeinandergestapelt etwa 5,4 Kilometer in die Höhe ragen.
Jede*r Benutzer*in, der/die den Lesesaal des BLHA aufsucht, hat ein bestimmtes Thema im Blick. Die einen wollen die Vergangenheit ihrer Familie ergründen oder im Nachbarschaftsstreit die althergebrachten Rechte ihres Grundstücks klären. Andere wollen eine Dissertation über die Kolonisationsmaßnahmen König Friedrichs des Großen schreiben. Jede*r wird sich fragen, wie er in dieser Unmenge die Papiere findet, die er/sie gerade benötigt.

Quellen erstmalig auch in einer Online-Datenbank verfügbar

Zum Glück gibt es jemanden, der die umfangreichen Quellen erschließt, indem er sie ordnet und knapp und präzise ihre Inhalte beschreibt. Damit ermöglicht der Archivar die gezielte Suche nach den passenden Archivalien. Das BLHA hat in den 2010er Jahren Merkmale fast aller vorhandenen Archivalien, die bis dahin nur in wenigen maschinengeschriebenen „Findbüchern“ im Archiv selber greifbar waren, in eine Datenbank eingegeben und sie jedermann auf seiner Internetseite www.landeshauptarchiv-brandenburg.de zugänglich gemacht. Jede*r kann nun den eigenen Archivbesuch bequem am eigenen PC durch „Online-Recherche“ vorbereiten. Personen- und Ortsnamen oder Sachbegriffe, die in der Suchmaske eingegeben werden, weisen den Weg zu jenen Dokumenten, nach denen gesucht wird.

So naheliegend und erfolgversprechend diese Methode ist, so enthält sie doch ihre Tücken. Wenn man die maßgeblichen zeitgenössischen Begriffe, mit denen ein Sachverhalt gedanklich erfasst wurde, nicht kennt, wenn man nicht weiß, dass bis ins 18. Jahrhundert Liegenschaften vom Landesherrn an Adlige und Bürger nach „Lehnrecht“ vergeben wurden, wird man in der Irre enden.

Fachkundig recherchieren mit Beratung durch Archivar*innen

Mit der „Archivplansuche“ lässt sich aber auch dieses Problem lösen: Die Archivalien sind nach ihren Entstehungsstellen („Provenienzen“), nach den Einrichtungen oder Personen, bei denen sie einstmals entstanden sind, geordnet. Daher geben die Erschließungsangaben zu diesen Provenienzen einen umfassenden Überblick über deren Tätigkeit.
Alle Benutzer*innen sollten sich fragen, welche Verwaltung aufgrund ihrer Zuständigkeit sich mit seinem Thema beschäftigt hat. Wer sich so einen umfassenden Überblick verschafft hat, wird reiche Ausbeute machen. Suchende sind dabei nie auf sich allein gestellt: Im BLHA stehen fachkundige Archivar*innen beratend zur Seite. Für brandenburgische Ortshistoriker*innen, die zur größten Benutzergruppe gehören, werden regelmäßig „Tage der brandenburgischen Orts- und Landes- bzw. Regionalgeschichte“ durchgeführt, auf denen sie Quellenlage und methodische Vorgehensweise zu ausgewählten Bereichen kennenlernen.

Wer in den Akten fündig geworden ist, kann sich für eigene Zwecke ausgewählte Teile kopieren: Entweder man gibt einen entsprechenden Auftrag an die Bildstelle des BLHA ab, oder fertigt selbst mit dem eigenen Apparat im Lesesaal die gewünschten Aufnahmen an. Vor kurzem sind zudem auf der Homepage des BLHA die ersten Reproduktionen vollständiger Akteneinheiten eingestellt worden und können somit noch bequemer zu Hause eingesehen werden. Dieses Angebot wird in den kommenden Jahren erheblich ausgeweitet werden, aber die 54 000 laufenden Meter Archivgut stellen eine derart riesige Masse dar, dass nur ein Bruchteil davon in absehbarer Zukunft digitalisiert werden kann.
Ein Besuch im Lesesaal des BLHA lohnt sich also weiterhin. Ja, er bleibt sogar unverzichtbar. Denn wer möchte es sich schon nehmen lassen, in der Stille des Lesesaals die originalen Schriften, Briefe oder Karten aus vergangenen Jahrhunderten in den Händen zu halten und so Geschichte hautnah zu erfahren?

Text: Klaus Neitmann | Bild: mauser einrichtungssysteme

hier PNN-Sonderbeilage zum Potsdam Science Park vom 21.09.2019 herunterladen

zur Website des Brandenburgischen Landeshauptarchivs

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